Kapitel 1 Erste Liebe
Ein heftiger Regen begann unablässig zu schütten.
Am Eingang des Krankenhauses.
Cecilia Smith stand am Eingang des Krankenhauses und hielt das Ergebnis des Schwangerschaftstests in ihrer zarten, gebrechlichen Hand. Das Ergebnis war unmissverständlich: nicht schwanger.
"Drei Jahre sind wir verheiratet und du bist immer noch nicht schwanger?"
"Du bist so nutzlos. Wenn du nicht bald schwanger wirst, wirft dich die Familie Rainsworth raus. Was wird dann aus der Familie Smith?"
Paula Escobar, die Mutter von Cecilia, wippt auf ihren hohen Absätzen und zeigt mit enttäuschtem Gesichtsausdruck auf sie.
Die Augen von Cecilia waren leer. Die Worte, die sie sprechen wollte, steckten in ihrem Herzen fest und verdichteten sich schließlich zu einem einzigen Satz.
"Es tut mir leid."
"Ich will nicht, dass du dich entschuldigst. Ich möchte, dass du ein Kind mit Nathaniel bekommst. Verstehst du das?"
Cecilias Kehle fühlte sich wie ausgedörrt an. Sie war unsicher, wie sie ihr antworten sollte.
Sie waren seit drei Jahren verheiratet, doch ihr Mann, Nathaniel Rainsworth, hatte nie Hand an sie gelegt.
Wie kann es überhaupt ein Kind geben?
Als Paula ihre Hilflosigkeit sah, spürte sie, dass sie sich selbst nicht ähnlich war.
"Wenn du es wirklich nicht schaffst, dann hilf Nathaniel, draußen eine Frau zu finden. Er wird sich sicher an deine Freundlichkeit erinnern."
Cecilia starrte ungläubig auf die sich zurückziehende Gestalt ihrer Mutter, unfähig zu begreifen, was gerade geschehen war.
Erstaunlicherweise hatte ihre leibliche Mutter sie gebeten, eine andere Frau für ihren eigenen Mann zu finden.
Sofort fror ihr das Herz bis ins Mark.
Als Cecilia im Auto saß und nach Hause fuhr, hallten Paulas letzte Worte in ihrem Kopf nach, begleitet von einem plötzlichen, stoßweisen Rauschen in ihren Ohren.
Sie wusste, dass sich ihre Krankheit verschlimmert hatte.
In diesem Moment erhielt sie eine Textnachricht.
Die Nachricht kam von Nathaniel, der in den letzten drei Jahren so konsequent wie immer war. Sie lautete: Ich werde heute Abend nicht nach Hause kommen.
In den drei Jahren ihrer Ehe hatte Nathaniel nicht eine einzige Nacht zu Hause verbracht und sie auch nicht berührt.
Cecilia erinnerte sich noch an ihre Hochzeitsnacht vor drei Jahren.
Er hatte gesagt: "Da du aus der Smith-Familie es wagst, mich zu einer Heirat zu überreden, musst du dich auf ein Leben in Einsamkeit einstellen."
Vor drei Jahren hatten die Familien Smith und Rainsworth durch Heirat ein Geschäftsbündnis geschlossen.
Das Versprechen war bereits gegeben worden, ein gegenseitiger Nutzen für beide Parteien.
Am Tag der Hochzeit änderte die Familie Smith jedoch unerwartet ihre Meinung. Sie übertrug ihr gesamtes Vermögen, einschließlich der mehreren Milliarden, die Nathaniel für die Heirat mit Cecilia erhalten hatte, anderweitig.
Ein Schatten fiel auf Cecilias Augen, aber sie antwortete auf Nathaniels Nachricht wie üblich mit einem einfachen "Okay".
Ohne es zu merken, hatte sie den Schwangerschaftstestbericht in ihrer Hand zu einem zerknitterten Knäuel zusammengeknüllt.
Als sie nach Hause kam, warf sie ihn in den Mülleimer.
Jeden Monat um diese Zeit fühlte sie sich besonders ausgelaugt.
Sie machte kein Abendessen und verbrachte eine Weile damit, sich auf der Couch anzulehnen und in einen traumähnlichen Zustand zu versetzen.
Sie hörte ständig ein Rumpeln in ihren Ohren.
Dies war auch ein Grund, warum Nathaniel sie verachtete. Sie war schwerhörig, was in der High Society einer Behinderung gleichkam.
Wie konnte Nathaniel ihr nur erlauben, in einem solchen Zustand ein Kind zu bekommen?
Die Wanduhr gab einen dumpfen Ton von sich.
Es war fünf Uhr morgens.
In einer weiteren Stunde würde Nathaniel zurück sein.
Erst bei Tagesanbruch wurde Cecilia klar, dass sie unwissentlich die ganze Nacht schlafend auf der Couch verbracht hatte.
Sie stand eilig auf, um das Frühstück für Nathaniel vorzubereiten, denn sie fürchtete, dass sich das Frühstück auch nur einen Moment verzögern könnte.
Nathaniel war bei seiner Arbeit akribisch und achtete streng auf die Zeit. Einmal musste Cecilia an der Beerdigung ihres Vaters teilnehmen und vergaß, rechtzeitig zurückzukehren, um sein Frühstück vorzubereiten.
Danach schickte er ihr einen ganzen Monat lang keine einzige Nachricht und sprach auch kein einziges Wort mit ihr.
Um sechs Uhr kehrte Nathaniel pünktlich zurück.
Er war tadellos in einen Anzug gekleidet, seine große und schlanke Figur strahlte eine zurückhaltende Eleganz aus. Seine gut aussehenden Gesichtszüge waren auffallend, doch fehlte es ihnen nicht an einem gewissen männlichen Charme.
Aber in Cecilias Augen war sein Spiegelbild nur kalt und distanziert.
Ohne Cecilia auch nur anzusehen, zog er einen Stuhl heran und setzte sich. "Du brauchst mir kein Frühstück mehr zu machen."
Cecilia war verblüfft.
Sie war sich nicht sicher, ob es Instinkt oder etwas anderes war, aber die Worte, die sie sprach, spiegelten eine Demut wider, die sie selbst nicht einmal bemerkt hatte.
"Habe ich etwas falsch gemacht?"
Nathaniel blickte auf und seine Augen trafen auf Cecilias Gesicht, das in den letzten drei Jahren unbewegt geblieben war. Seine Lippen verzogen sich leicht.
"Ich will eine Frau, keine Haushälterin."
Drei Jahre lang sah man Cecilia immer in der gleichen hellgrauen Kleidung. Sogar beim Beantworten von Textnachrichten benutzte sie das gleiche Wort: "okay".
Ohne das Geschäftsbündnis und die Täuschung der Familie Smith hätte Nathaniel eine solche Frau nicht geheiratet.
Sie war ihm einfach nicht gewachsen.
Ich will eine Frau, keine Haushälterin.
Das Klingeln in Cecilias Ohren wurde lauter.
Ein Kloß bildete sich in ihrer Kehle, und doch sprach sie das Wort aus, das Nathaniel am meisten missfiel.
"Okay."
Plötzlich fühlte sich Nathaniel besonders schlecht gelaunt, selbst sein Lieblingsfrühstück auf dem Tisch erschien ihm ungewöhnlich fade und geschmacklos.
Er erhob sich und zog den Stuhl irritiert zurück, bereit zu gehen.
Zu seiner Überraschung fasste Cecilia ihren Mut zusammen und ergriff seine Hand.
"Nathaniel, gibt es jemanden, den du magst?"
Diese plötzliche Frage ließ Nathaniels Augen dunkel werden. "Was meinst du?"
Cecilia sah zu der Person, die vor ihr stand, auf.
Nathaniel war nicht nur ihr langjähriger Ehemann, sondern auch der Mann, den sie zwölf Jahre lang verfolgt und geliebt hatte.
Cecilia schluckte die Bitterkeit in ihrer Kehle hinunter, dachte über Paulas Worte nach und sagte: "Nathaniel, wenn es jemanden gibt, den du magst, kannst du mit ihm zusammen sein..."
Bevor sie ihren Satz beenden konnte, hatte Nathaniel sie bereits unterbrochen.
"Du bist verrückt."
Letztendlich geht es im Leben darum, immer wieder loszulassen.
Nachdem Nathaniel gegangen war, fand sich Cecilia allein auf dem Balkon wieder und starrte ausdruckslos auf den Regen draußen.
Sie musste sich eingestehen, dass sie Nathaniel auch nach zwölf Jahren der Anbetung immer noch nicht verstand.
Das Geräusch des Regens war manchmal klar und manchmal gedämpft.
Vor einem Monat hatte der Arzt gesagt: "Frau Smith, Ihre Hörnerven und Ihr zentrales Nervensystem haben pathologische Veränderungen erfahren, die zu einer weiteren Verschlechterung Ihres Hörvermögens geführt haben."
"Gibt es keine Möglichkeit, es zu behandeln?"
Der Arzt schüttelte den Kopf. "Langfristiger sensorineuraler Hörverlust spricht nicht gut auf Medikamente an. Ich würde dazu raten, das Hörgerät weiterhin zur auditorischen Rehabilitation zu benutzen."
Cecilia verstand, was der Arzt meinte: Es gab kein Heilmittel.
Sie nahm ihr Hörgerät ab.
In Cecilias Welt begann sich alles zu beruhigen.
Sie war eine so ruhige Welt nicht gewöhnt. Als sie das Wohnzimmer betrat, schaltete sie den Fernseher ein.
Die Lautstärke wurde bis zum Anschlag aufgedreht, und erst dann war ein schwaches Geräusch zu hören.
Im Fernsehen wurde ein Interview mit Stella Ross, der international gefeierten Königin der Liebeslieder, nach ihrer Rückkehr ins Land ausgestrahlt.
Cecilias Hand, die die Fernbedienung hielt, zitterte.
Nicht aus einem anderen Grund, sondern weil Stella einst Nathaniels erste Liebe war.
Nach vielen Jahren der Trennung war Stella immer noch so schön wie eh und je.
Sie trat mit Leichtigkeit und Selbstvertrauen vor die Kamera, nicht mehr das schüchterne und selbstbewusste Aschenputtel, das einst die finanzielle Unterstützung der Familie Smith suchte.
Als Reporter Stella fragten, warum sie zurückgekehrt sei, antwortete sie kühn: "Ich bin zurückgekommen, um meine erste Liebe wiederzufinden."
Die Fernbedienung in Cecilias Hand fiel auf den Boden.
Im selben Moment sank ihr das Herz.
Der Regen draußen schien stärker geworden zu sein.
Cecilia war verängstigt. Sie befürchtete, dass Stella ihr Nathaniel wegnehmen würde.
Damals war sie die geschätzte Tochter der Smith-Familie, aber sie konnte Stella, die überhaupt keinen Hintergrund hatte, nicht in den Schatten stellen.
Jetzt war Stella eine international bekannte Sängerin von Liebesliedern geworden, die Selbstvertrauen und Positivität ausstrahlte. Natürlich war sie ihr nicht gewachsen.
Cecilia schaltete panisch den Fernseher aus und machte sich daran, das unberührte Frühstück aufzuräumen.
Als sie in der Küche ankam, stellte sie fest, dass Nathaniel sein Telefon zurückgelassen hatte.
Sie nahm das Telefon in die Hand, entsperrte es versehentlich und ihr Blick fiel auf eine ungelesene Textnachricht auf dem Display.