Kapitel 1 Adoptiert
3 Uhr morgens. Der Donner grollte, Blitze zuckten, und der Regen fiel schwer.
In den trostlosen Vororten war ein Tanzsaal, umgeben von Schlamm, immer noch in Betrieb, und drinnen spielte sich eine schmutzige Szene nach der anderen ab.
Die 6-jährige Yan Anmo versteckte sich in einer dunklen Ecke, ihre ängstlichen Augen richteten sich auf die Mitte der Bühne. Sie hielt den Atem an und wagte es nicht, sich zu bewegen.
Ihre Mutter trat gelegentlich in diesem Tanzsaal auf und hatte auch heute wieder zu viel getrunken.
Sie verstand nicht, warum ihre Mutter von einer Gruppe brutaler und schmutziger Männer umgeben war, sie verstand nicht, was sie ihr angetan hatten, und sie verstand nicht, warum der Ausdruck ihrer Mutter so schmerzhaft aussah. Aber jeder elende Schrei, der von der Bühne kam, fühlte sich an wie ein scharfes Messer, das auf Yan Anmos Herz stieß und sie vor Angst erzittern ließ.
Die Hände der Männer schlugen immer wieder gegen den Körper ihrer Mutter, und aus ihren Mündern erklang ein furchterregendes Gelächter. Unter der Bühne schienen die Zuschauer immer aufgeregter zu werden.
Eine Träne rollte plötzlich aus Yan Anmos unverwandten Augen, und ihre kleinen, sturen Hände ballten sich leise zusammen.
Mit der Zeit leuchteten die Lichter auf der Bühne weiter, aber die Schreie der Frau hörten plötzlich auf.
Ein Mann auf der Bühne legte seine Hand unter die Nase der Frau und erstarrte. Er warf ihren Körper beiseite, lief hinaus und verschwand im Nu.
Erst jetzt sah Yan Anmo, dass die Kleider ihrer Mutter zerrissen waren; ihr wirres Haar lag auf dem Boden, und ihr schneeweißes Kleid begann sich rot zu färben.
Yan Anmo fühlte, als hätte sie die Kontrolle verloren, als sie ihren steifen Körper teilnahmslos durch die Menge zog und sich ihrer Mutter näherte.
Die Gefühle von Panik und Verzweiflung brachten sie zum Zusammenbruch, und sie begann zu glauben, dass die Welt ein dunkler Ort war.
...
Die Polizeistation.
Officer Chen hatte Schmerzen im Herzen, als er das 6-jährige Mädchen vor sich sah. Sie war viel hübscher und wohlerzogener als der durchschnittliche Mädchen. Es war schade, dass sie ihre Mutter in so jungem Alter verloren hatte, aber darüber hinaus hatte sie keine Identität und war ein nicht registriertes Kind.
Die Polizeistation hatte derzeit Kopfschmerzen wegen dieser Angelegenheit, und Yan Anmo war seit 3 Tagen dort.
Das Mädchen hatte keinen Vater, und ihre Mutter wurde gewaltsam im Tanzsaal getötet. Ihre Vorgesetzten hatten ihnen angewiesen, sie sofort ins Waisenhaus zu schicken, aber alle Beamten, die Yan Anmo gesehen hatten, konnten es nicht übers Herz bringen, sie wegzuschicken, also verzögerten sie es weiterhin.
"Officer Chen, jemand möchte Yan Anmo adoptieren. Er kommt aus dem Ausland und scheint eine anständige Identität zu haben", flüsterte der Praktikant Liu neugierig in Officer Chens Blickfeld. Die beiden warfen unbewusst einen Blick auf Yan Anmo, die gehorsam ihr Essen aß, und freuten sich für sie.
"Mir ist sein Hintergrund egal. Solange er gut auf Anmo aufpasst, ist er ein guter Mensch." Kaum hatte Officer Chen geendet, sah er ein paar Leute hereinkommen. Ein bestimmter Mann war groß und ausdruckslos; seine kalte und distanzierte Präsenz hüllte den Raum ein. Es war unmöglich, den Blick von diesem kalten und raffinierten Mann abzuwenden, aber sie wurden von seinen scharfen Augen, die wie aus Eis gemeißelt schienen, eingeschüchtert.
Alle waren von seiner Präsenz kontrolliert, und der ganze Raum verstummte.
Seine Augen waren auf die rechte Vorderseite gerichtet, wo ein Mädchen aß, und er begann sich Schritt für Schritt auf sie zuzubewegen.
Yan Anmo legte den Löffel in ihrer Hand ab und hob ihr zartes, puppenhaftes Gesicht ängstlich. Die Unruhe in ihren Augen ließ sie wie ein ängstliches Reh aussehen. Sie starrte wie erstarrt auf den gottgleichen Mann, als er sich ihr näherte. Er hatte keinen Ausdruck im Gesicht, aber er wirkte nicht distanziert.
Sie beobachtete, wie er seine Hand ausstreckte und sie mit Augen ansah, so tief wie ein Berg.
Dann erklang seine kalte Stimme in ihrem Ohr: "Bist du bereit, mit mir zu gehen?"