Kapitel 5 Der Ring ist wunderschön

Vivians Herz setzte einen Schlag aus, als er antwortete. Was denke ich? Ich muss nicht einmal darüber nachdenken! Trotz ihrer inneren Gedanken schaffte sie es dennoch, ihre Lippen zu einem kleinen Grinsen zu verziehen. "Lass mich raten... Ein Mann mit solch herausragenden Leistungen wie Sie, ich bin mir sicher, dass Sie bereits verheiratet sind. Liege ich richtig, Herr Norton?" Danach vermied sie seinen Blick, als sich Schuld in ihr breitmachte. Im nächsten Moment schalt sie sich dafür, so zu fühlen. Warum sollte ich mich schuldig fühlen? Er ist derjenige, der mir seine wahre Identität verschwiegen hat! Er hat weiterhin so getan, als ob er mich nicht kennt! Ich bin hier nicht im Unrecht! Gegenüber von ihr nahm Finnick die geringfügigen Veränderungen in ihren Gesichtsausdrücken wahr, als ihre widersprüchlichen Emotionen sich auf ihrem Gesicht abspielten. Fast unmerklich zuckten seine Lippen nach oben. Schon vor diesem Interview wusste er bereits, dass sie diejenige sein würde, die ihn interviewen würde. Tatsächlich war es wohl genauer zu sagen, dass er nur deshalb zugestimmt hatte, weil er herausgefunden hatte, dass sie bei Glamour Magazine arbeitete. Sie dachte, dass heute das erste Mal war, dass sie sich trafen. In Wahrheit hatte er sie vor drei Tagen gesehen, als sie auf einem Blind Date war. Damals war er sich ziemlich sicher, dass er sie noch nie zuvor gesehen hatte. Doch irgendwie schien sie ihm unglaublich vertraut. Daher hatte er seine Männer beauftragt, sie zu untersuchen. Es war reiner Zufall, dass er sie heute Morgen wieder getroffen hatte, im Standesamt. Der Mann, den sie heiraten sollte, war nicht erschienen. Er hatte sogar angerufen, um sie zu demütigen. Als er sich an die Informationen erinnerte, die seine Männer herausgefunden hatten, ging er auf sie zu und schlug vor, dass sie stattdessen miteinander heiraten sollten. Er hatte ihr die vorherige Frage gestellt, um sie zu necken. Er hatte nicht erwartet, dass sie so nervös und schüchtern darauf reagieren würde. Das passte überhaupt nicht zu dem, was er über ihre Vergangenheit wusste. Der ruhige Ausdruck in seinem Gesicht änderte sich nicht, als er sagte: "Ja, ich bin bereits verheiratet. Es ist erst in den letzten Tagen passiert." Als er das sagte, wanderten seine Augen zu Vivian, was ihr Herz schneller schlagen ließ. Bevor sie antworten konnte, ließ Sarah einen übertriebenen Ruf der Bestürzung los. "Herr Norton, Sie sind bereits verheiratet? Oh, alle unsere weiblichen Leser werden am Boden zerstört sein!" Seufzend hob Sarah die Stimmung wieder an und stichelte: "Ich frage mich, was für eine Frau Herr Nortons Frau ist? Ist sie eine Tochter aus einer der einflussreichen Familien?" "Sarah!" Vivian zog an dem neugierigen Arm der Frau. Das steht sicher nicht auf der Liste der Fragen, die wir vorbereitet hatten. Es ist viel zu persönlich und auch ziemlich unhöflich! Glücklicherweise wurde Finnick nicht verärgert. Er lächelte neutral und entschied sich, zu schweigen. "Okay, das reicht mit den Fragen zu Herrn Nortons Privatleben. Lassen Sie uns zu den Fragen über das Unternehmen übergehen." Um nicht zu lange bei dem Thema Ehe zu verweilen, brachte Vivian das Interview schnell wieder auf Kurs. Die nächsten Fragen waren direkt auf den Punkt gebracht, da sie sich ausschließlich auf seinen Job konzentrierten. Schließlich endete das Interview auf einer sicheren Note. "Ich freue mich sehr über dieses Interview von Glamour Magazine." Nachdem die Sitzung beendet war, schüttelte Finnick jedem die Hand. Als Vivian an der Reihe war, hielt er einen Moment inne, sein Blick auf den Ring gerichtet, den sie trug. Seine Lippen kräuselten sich zu einem Grinsen. "Was für ein schöner Ring." Vivians Wangen fühlten sich warm an, als eine Röte auf ihrem Gesicht aufblühte. Sie riss ihre Hand zurück und folgte den anderen aus dem Büro. Die Spannung in ihr ließ erst nach, als sie das Büro verlassen hatten. Neben ihr schrie Sarah vor Freude: "Oh mein Gott! Ich habe tatsächlich mit dem Präsidenten der Finnor Group Hände geschüttelt! Ich werde meine Hand eine Woche lang nicht waschen!" Verärgert wollte Vivian die andere Frau zurechtweisen, als sie die Sekretärin von Finnick auf sie zukommen sah. Sie trug mehrere kleine, aber kunstvoll gestaltete Schachteln in den Händen. "Hallo, dies ist ein kleines Dankeschön unseres Präsidenten an jeden von Ihnen. Bitte nehmen Sie es an." Sarah nahm eine der Schachteln an und war zunehmend begeistert. "Oh wow, wir haben sogar ein Geschenk bekommen! Wie aufmerksam von Herrn Norton!" Sie öffnete die Schachtel eifrig und enthüllte ein Chanel-Seidentuch darin. "Verdammt, es ist nicht überraschend, dass er der Präsident ist! Seine Großzügigkeit ist wirklich bemerkenswert!" schwärmte sie. "Schau, wir haben auch jeweils eine andere Farbe! Vivian, beeil dich und öffne deine. Ich will sehen, welche Farbe du hast." Vivian wollte die Schachtel nicht öffnen, aber Sarah ließ nicht locker und drängte sie unerbittlich. Unfähig, es länger auszuhalten, hob sie den Deckel an. Als sie einen Blick auf das warf, was drin war, fiel ihr Gesicht zusammen. Sie schlug schnell den Deckel zu, bevor die anderen sehen konnten, was es war.