Kapitel 2 Eine Familie vereint
Tom verlor keine Zeit und rief Lucas an. Seine Stimme zitterte, als er die Nachricht überbrachte. "Lucas, du musst sofort ins Krankenhaus kommen! Bring auch Amber mit - das ist dringend. Ich habe sie gefunden. Deine Tochter ist hier in unserem Krankenhaus! Beeil dich jetzt!"
Tom wartete kaum auf eine Antwort, bevor er auflegte. Unruhig und unfähig stillzusitzen, stürmte er aus seinem Büro, entschlossen, seine Nichte zu sehen.
Lucas stand regungslos da, das Telefon fest umklammernd. Könnte es sie sein? Fragen wirbelten durch seinen Kopf, aber der Anruf endete, bevor er etwas sagen konnte. Frustration brodelte in ihm, aber er vertraute Tom - besonders in einer so wichtigen Angelegenheit. Ohne zu zögern verließ Lucas sein Büro und rief sofort Amber an.
Amber, noch mitten in einer Spa-Behandlung, war zunächst verwirrt, begriff aber schnell die Bedeutung von Lucas' Worten. Ihr Herz raste vor Aufregung. Ohne sich sogar das Reinigungsmasken-Gesicht abzuwischen, stürmte sie aus dem Spa, sprang in ihr Auto und befahl dem Fahrer, sofort zum Flughafen zu fahren. "Bringen Sie mich so schnell wie möglich nach Marborough!" forderte sie, ihre Stimme vor Aufregung zitternd.
Könnte es unsere Tochter sein? fragte sich Amber, Tränen strömten frei über ihre Wangen. Es waren zwanzig quälende Jahre vergangen, seit ihr kostbares kleines Mädchen verschwunden war. Würde dies endlich der Moment sein, in dem unsere Familie wieder vollständig wäre?
Im Auto zitterten ihre Hände, als sie versuchte, die Möglichkeit zu begreifen. Tränen liefen über ihr Gesicht, als sie murmelte, "Mein kleines Mädchen. Mein kostbares Kind."
Dann wurde ihr plötzlich klar. "Sie hat die Gesichtsmaske immer noch nicht abgenommen!" Sie griff schnell nach Feuchttüchern und Wasserflasche, wischte hektisch über ihr Gesicht. Sie musste sich aufräumen, bevor sie ihre Tochter sah - sie konnte es nicht riskieren, sie zu erschrecken!
Während das Auto zum Flughafen raste, schoss ihr ein weiterer Gedanke durch den Kopf - ihre drei Söhne. Amber rief schnell jeden von ihnen an, ihre Stimme erfüllt von Dringlichkeit. "Lass alles stehen und liegen und komm sofort nach Marborough! Wir haben deine Schwester gefunden!"
Die drei Söhne der Familie Moller, prominente Persönlichkeiten in Rivermoor City, waren gleichermaßen von der Nachricht überrascht und begeistert. Ohne zu zögern ließen sie alles fallen, sprangen auf und stürzten aus der Tür, entschlossen, so schnell wie möglich nach Marborough zu gelangen. Ihre Schwester kehrte endlich in ihr Leben zurück!
Zurück im Krankenhaus war Tom, der Leiter der Geburtshilfe, der Erste, der den Raum betrat. Mit goldgerahmter Brille und einem weißen Kittel platzte er so abrupt in den Raum, dass alle vor Schock erstarrten und ihre Blicke zur Tür wanderten.
Aber Tom beachtete niemand anderen. Seine Augen wanderten durch den Raum, bis sie auf Emily trafen. Er ging mit schnellen, entschlossenen Schritten direkt auf sie zu."
Emily war überrascht, ihr Körper spannte sich instinktiv an. Ihr Herz pochte, als sie nicht anders konnte, als zu denken, Hat sie die Rechnung beglichen? Sie hat den Krankenhausaufenthalt nicht umsonst bekommen, oder?
Die anderen Patienten und ihre Familien auf der Station konnten nicht anders, als neugierig herüberzuschauen. Was hatte Dr. Moller vor? fragten sie sich.
Als Tom sich Emily näherte, wurde ihm plötzlich bewusst, wie abrupt sein Eintritt gewesen war. Das war zu viel. Viel zu viel. Er erinnerte sich an den Vaterschaftstest, den er heimlich durchgeführt hatte - sie hatte noch keine Ahnung von alldem. Sie wusste nicht einmal, wer er war.
Er holte tief Luft, beruhigte sich. Als er sie wieder ansah, konnte er nicht ignorieren, wie sehr sie Amber ähnelte - fast ein perfektes Spiegelbild ihrer Mutter in ihrer Jugend.
"Sunny..." begann Tom, hielt aber schnell inne. Das war der Spitzname ihrer Familie - aber sie würde den Namen nicht erkennen. Er räusperte sich und korrigierte sich.
Er sah sie vorsichtig an, fast zögerlich, als ob er Angst hätte, sie zu erschrecken, und fragte leise, "Du musst Miss Emily sein, oder? Findest du nicht auch, dass dieser Raum etwas eng ist? Es könnte nicht der bequemste Ort sein, um sich zu erholen."
"Es gibt ein viel besseres Zimmer oben", fügte er sanft hinzu. "Wenn Sie möchten, können wir Sie sofort dorthin bringen. Es wäre wahrscheinlich bequemer."
Emilys Verstand wurde leer, die Worte hallten in ihrem Kopf wider. Eng? Sie starrte verwirrt auf den Leiter der Geburtshilfe, unsicher, wie sie reagieren sollte. Was meint er damit?
Instinktiv blickte sie sich im engen und weit entfernten Raum um. Mehrere Mütter und ihre Familien waren im kleinen Raum, was einen ständigen Trubel verursachte. Früher war sie aus einem kurzen Schlaf erwacht, um das Flüstern und das Gerede über sie zu hören.
Aber die exklusiven VIP-Suiten im Krankenhaus waren schwer zu buchen, normalerweise für Personen mit besonderem Status reserviert. Könnte sie dort bleiben?
Tom bemerkte ihr Zögern und wurde sofort aufgeräumt. "Wenn es Ihnen nichts ausmacht, können wir Sie jetzt in ein anderes Zimmer verlegen", bot er begeistert an.
Ohne auf ihre Antwort zu warten, rief er nach zwei Krankenschwestern, die die Zwillinge trugen, während er Emily vorsichtig aus dem Bett half. Zusammen verließen sie die laute, überfüllte Station im zweiten Stock und zogen in die exklusive VIP-Suite im vierten Stock.
Der Unterschied war enorm. Die exklusive VIP-Suite war geräumig, privat und elegant eingerichtet. Alles - von der Einrichtung bis zur Sauberkeit - strahlte Komfort und Luxus aus. Am bemerkenswertesten war das Bett, ein großes Doppelbett, groß genug für Emily, um sich bequem auszustrecken und ihre Zwillinge in der Nähe zu behalten.
"Danke, Dr. Moller", sagte Emily und ließ sich ins Bett sinken, ihre Stimme voller Dankbarkeit.
Tom antwortete nicht sofort. Stattdessen sah er sie weiter an, sein Blick verweilte, als könne er den Anblick von ihr nicht genug bekommen.
Die anhaltende Aufmerksamkeit machte Emily unruhig, und sie zappelte nervös. "Dr. Moller, gibt es noch etwas, das Sie sagen müssen?" fragte sie zögernd.
Ihre Worte brachten Tom aus dem Konzept, und er schüttelte fast zu heftig den Kopf. Dann, als wäre er in einem Konflikt gefangen, zögerte er, bevor er leicht nickte. Sein Ausdruck wurde weicher, und er sah Emily mit Nervosität und Wärme an.
Als Tom ihre wachsende Unbehaglichkeit bemerkte, richtete er sich auf, räusperte sich und versuchte, seine Nerven zu beruhigen. Vorsichtig zog er die Vaterschaftstestergebnisse von hinten hervor und reichte sie ihr.
Emily starrte auf das Papier, verwirrt, aber neugierig, und nahm es vorsichtig an. Als ihre Augen die Worte lasen, weiteten sich ihre Pupillen vor Schock. Ihr Herz pochte, als die Wahrheit sie traf.
Ihr Blick schoss zu Tom, der seine Emotionen nicht länger zurückhalten konnte. "Ähm... Ich bin Tom Moller", stammelte er, seine Worte stolpernd. "Ich bin der jüngere Bruder deines Vaters. Dein Onkel. Dein richtiger Onkel."
Emilys Augen weiteten sich weiter, ihr Verstand drehte sich. Ihr Unglaube und ihre Verwirrung waren ihr ins Gesicht geschrieben.
Toms Nervosität war spürbar, seine Aufregung schwer zu kontrollieren. "Ähm... Sunny, hab keine Angst. Deine Eltern und Brüder sind auf dem Weg. Sie sind in Rivermoor City, und der Flug dauert etwa drei Stunden. Halte nur noch ein wenig durch. Sie werden bald hier sein."