Kapitel 9 In einen Hummer gezogen

Am nächsten Nachmittag herrschte völlige Stille im Konferenzraum. Alle waren ratlos. Johann Wilms, der mit dem Fall betraute Polizeibeamte, begann, die auf dem Tisch verstreuten Dokumente zu sammeln. „Wenn es nichts mehr hinzuzufügen gibt, ist die Sitzung beendet. Für heute Abend gehen Sie der Namensliste der Mädchen nach, die in letzter Zeit verschwunden sind. Wir müssen ihre Identität bestätigen.“ Gerade als alle gähnen und sich an die Arbeit machen wollen, steht jemand in der Ecke langsam auf. „Ich habe eine Frage.“ Natalie steckte eine Hand in die Tasche ihres weißen Kittels, und sie umgab eine Aura völliger Ruhe. Ihre Kollegen drehten sich alle überrascht zu ihr um und begannen zu tuscheln. „Das ist ein neues Gesicht. Ich habe sie noch nie gesehen. Ist sie eine neue Gerichtsmedizinerin?“ „Sind heutzutage alle frischen Absolventen so frech? Selbst die älteren, erfahrenen Leute hier haben nichts zu sagen. Was könnte diese Göre schon zu sagen haben?“ „Ich würde zu gern wissen, was genau sie auf dem Herzen hat.“ Elfi und Brandon sahen sich an und verständigten sich durch ihre Mimik. Sie fanden es absurd, dass sie Natalie wie einen Neuling behandelten. Sie waren gespannt darauf, wie Natalie ihnen eine Ohrfeige verpassen würde. Natalie kümmerte sich derweil überhaupt nicht darum, was die anderen sagten. Sie ging zu Johann hinüber und bückte sich, um ein Kratzpapier vom Boden aufzuheben, auf dem ein Fußabdruck zu sehen war. „Neben dem Autopsiebericht habe ich auch ein paar Informationen mit der Hand aufgeschrieben. Es scheint jedoch, dass es wie Müll behandelt wurde“, kommentierte sie. Ihre Stimme war nicht überwältigend, aber jedes Wort, das sie sprach, war fest. Außerdem war ihr Blick scharf genug, um einem das Herz durchzuschneiden. Johann fühlte sich etwas unbehaglich, aber er erwiderte: „Geben Sie es mir. Ich werde es mir ansehen.“ „Wenn man bedenkt, dass Sie es nur als Schrott behandelt haben, bin ich mir ziemlich sicher, dass Sie das Gleiche noch einmal tun werden.“ Natalie wischte den Schmutz auf dem Papier ab. „Ein Autopsiebericht enthält nicht nur den Todeszeitpunkt des Opfers und DNS-Informationen. Ich habe die Leichen der beiden weiblichen Opfer bereits wieder zusammengenäht. Auch wenn ihre Gesichter bis zur Unkenntlichkeit entstellt sind, verraten mir die verräterischen Zeichen an ihren Körpern, dass sie verheiratet und finanziell gut situiert waren. Sie ließen sich regelmäßig kosmetisch behandeln“, erklärte Natalie. „Wenn man all das berücksichtigt, gibt es nur drei Personen auf der Namensliste, die als Kandidaten in Frage kommen. Wenn man das Alter des Opfers berücksichtigt, bleiben nur noch zwei übrig - Lisa Moore und Jean Gray. Sie können die Familienangehörigen dieser beiden Frauen dazu bringen, einen DNS-Test zu machen. Die Ermittlungsbehörden müssen sich mehr anstrengen und die dritte vermisste Frau finden, bevor ihr etwas Schlimmes zustößt“, betonte sie weiter. „Wer auch immer dieser Verbrecher ist, er macht saubere Schnitte. Er hat keinen Funken Mitleid und ist auch ein Serienmörder, ein typischer Soziopath. Wenn wir uns nicht beeilen und die Chance nutzen, ihn hinter Gitter zu bringen, werden noch mehr Frauen in Gefahr geraten.“ Natalie hielt Johann das Dokument vor die Nase, der es schnell überflog. Er erkannte, dass alles, was sie gesagt hatte, der Wahrheit entsprach, und es war beeindruckend, wie sie eine Liste von Hunderten von Personen auf nur zwei Frauen eingegrenzt hatte. „Ich hatte wegen dieses Falles nicht die Zeit, mich allen vorzustellen, also tue ich es jetzt. Ich bin Natalie Naumann, speziell ernannte Gerichtsmedizinerin in der Abteilung für schwere Verbrechen. Ich freue mich auf die Zusammenarbeit mit Ihnen allen“, begrüßte sie mit ruhigem Blick. Die Anwesenden im Konferenzraum brachen in helle Aufregung aus. „Ich dachte, die Gerichtsmedizinerin wäre eine vierzigjährige Dame, nicht so jung.“ „Moment, heißt das nicht, dass wir nicht nach jeder einzelnen Person auf der Namensliste suchen müssen?“ „Sie ist unsere Rettung!“ Natalie schenkte ihrem Lob keine Beachtung. „Das ist alles, was ich zu sagen habe, also werde ich mich jetzt verabschieden. Ich hoffe, dass ihr alle weiterhin euer Bestes gebt, damit ich nicht so oft Überstunden machen muss.“ Ein unmerkliches Lächeln schlich sich auf ihr Gesicht. Alle ihre Kollegen sahen ihr gebannt nach, als sie ging. Sie hatte sie zutiefst verblüfft. Die Tatsache, dass sie erst in ihren Zwanzigern war, spielte keine Rolle. In der Abteilung für schwere Verbrechen gab es niemanden, der ihr an Beobachtungsgabe das Wasser reichen konnte. Sie hatte allen viele Nächte intensiver Ermittlungen erspart. Währenddessen hatte Natalie in der Umkleidekabine gerade ihren weißen Kittel ausgezogen, als sie einen Anruf von Alexander erhielt. „Bist du so beschäftigt, dass du mich vergessen hast, Mama?“ fragte Alexander. Trotz seines Nörgelns war in seinem Tonfall keine Spur von Vorwürfen zu erkennen. Stattdessen war er einfach herzerwärmend. „Ach, vergiss es. Du kannst mich vergessen, aber vergiss nicht, etwas zu essen und dich auszuruhen. Ich habe Pilzsuppe für dich gemacht. Du kannst sie essen, wenn du zurückkommst.“ Natalie konnte nicht anders, als ihrem Handy einen Kuss zu geben, als sie sich vorstellte, wie Alexander für sie kochte. „Ich habe dich so lieb, mein Schatz.“ „Ich hab dich auch lieb, Mama.“ Nachdem er Natalie noch ein paar Dinge erzählt hatte, legte Alexander widerwillig den Hörer auf. „Boss, ich habe gehört, wie Sie gerade jemanden am Telefon Schatz genannt haben. War das Ihr Freund?“ Elfi konnte ihre Neugierde nicht unterdrücken. Freund? Natalie kicherte und gab Elfi einen Klaps auf die Schulter. „Weißt du, Elfi, es gibt eine ganze Reihe von Leuten, die ich Schatz nenne.“ Ihre Worte ließen Elfi verblüfft zurück. Sie hatte den Eindruck, dass Natalie abgesehen von Samuel, der für sie eine Lieferung bestellt hatte, ein paar Jungspielzeuge hatte. In der Zwischenzeit machte sich Natalie auf den Weg nach unten und verließ das Gebäude der Abteilung für schwere Verbrechen. Sie hatte jedoch nur ein paar Schritte nach draußen gemacht, als ein polierter Hummer neben ihr zum Stehen kam. Die Tür schwang auf. Noch bevor Natalie sehen konnte, wer ausgestiegen war, wurde sie auf den Rücksitz gezogen.
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Inhalte
Kapitel 1 Heftiger Hass Kapitel 2 Begegnung mit einem Süßen am Flughafen Kapitel 3 Mama anrufen Kapitel 4 Gerichtsmedizinerin statt genialer Ärztin Kapitel 5 Sich selbst zurückhalten Kapitel 6 Ein Gefühl der Vorahnung Kapitel 7 Zu Tode erschrocken Kapitel 8 Sie persönlich abholen Kapitel 9 In einen Hummer gezogen Kapitel 10 Überprüfen Sie es selbst Kapitel 11 An seinem Reißverschluss gefangen Kapitel 12 Bleib an meiner Seite Kapitel 13 Mein Papa ist senil Kapitel 14 Meinem Sohn beibringen, wie man flirtet Kapitel 15 Ohne Maske abreisen Kapitel 16 Du verfolgst mich Kapitel 17 Ein eindringlicher Kuss Kapitel 18 Deine Lippen sind geschwollen Kapitel 19 Mein idealer Stiefvater appKapitel 20 Der leidenschaftliche Blick von Samuel appKapitel 21 Komm schnell her appKapitel 22 Die Freundin von Mister Müller appKapitel 23 Die Vorsitzende appKapitel 24 Hungerstreik appKapitel 25 Näher als eine biologische Mutter appKapitel 26 Besorgt über den Mobber appKapitel 27 Sie scheinen unzufrieden zu sein appKapitel 28 Verdacht auf ihre wahre Identität appKapitel 29 Unterbrechung ihres Telefonats appKapitel 30 Der Spitzname ist kitschig appKapitel 31 Sein Bein ergriffen appKapitel 32 Starkes Verlangen appKapitel 33 Er schätzte sie appKapitel 34 Angeben mit dem Schatz appKapitel 35 Auf einer Stufe mit Samuel appKapitel 36 Alte Hexe appKapitel 37 Die Rolle des Opfers appKapitel 38 Machen Sie, was Sie wollen appKapitel 39 Mama ist zu dickköpfig appKapitel 40 Ist das Ihr Schatz? appKapitel 41 Die unerklärliche Eifersucht appKapitel 42 Ich will sie sehen appKapitel 43 Das wird als Lüge betrachtet appKapitel 44 Alleine zu schlafen gewohnt appKapitel 45 Die Frau ist nicht unsere Mama appKapitel 46 Er will sie sehen appKapitel 47 Ich habe Kinder appKapitel 48 Weine, wenn es weh tut appKapitel 49 Das erste Treffen nach fünf Jahren appKapitel 50 Die Toten können nicht wiederbelebt werden appKapitel 51 Von einem Fremden berührt appKapitel 52 In die Familie Bauer einheiraten appKapitel 53 Verehrer abschrecken appKapitel 54 Sein Leben in Gefahr bringen appKapitel 55 Bereuen, an dich geglaubt zu haben appKapitel 56 Ich werde mich an deine Freundlichkeit erinnern appKapitel 57 Sommersprossen mit übrig gebliebenem Tee heilen appKapitel 58 Hyper-realistische Maske appKapitel 59 Nicht überraschend appKapitel 60 Nah genug appKapitel 61 Der Sohn von Natalie appKapitel 62 Ich glaube, das ist es wert appKapitel 63 Papa war tot appKapitel 64 Was in der Vergangenheit mit ihr geschah appKapitel 65 Sie können mir vertrauen appKapitel 66 Schmutzige Tricks appKapitel 67 Dein Geschmack ist gar nicht so schlecht appKapitel 68 Er fiel härter appKapitel 69 Stefan verraten appKapitel 70 Halluzination appKapitel 71 Distanz appKapitel 72 Natalie weinte appKapitel 73 Diese Frau hat es gewagt, mich zu schlagen appKapitel 74 Du bist viel schöner appKapitel 75 Konnte es nicht lassen appKapitel 76 Kompliziert appKapitel 77 Wie kannst du es wagen, sie zu berühren? appKapitel 78 Noch nie so bequem gewesen appKapitel 79 Warum sollte er sie mögen? appKapitel 80 Beruhigen Sie sich appKapitel 81 Ein Biest appKapitel 82 Hoffen auf ihre erste Initiative appKapitel 83 Nicht sie appKapitel 84 Pass auf oder ich werde alles ruinieren appKapitel 85 Der Trottel und die bösartige Frau appKapitel 86 Samuel und du scheinen sich nahe zu stehen appKapitel 87 Ich werde Samuel verlassen appKapitel 88 Eine ungewohnte Art von Schmerz appKapitel 89 Ein Grund, nach ihr zu suchen appKapitel 90 Vertragsbruch appKapitel 91 Alles, was du willst appKapitel 92 Ein Scherz appKapitel 93 Mehr als das Verlangen appKapitel 94 Ihn in der Luft hängen lassen appKapitel 95 Du bist schmutzig appKapitel 96 Wie kann er es wagen appKapitel 97 Hübscher Junge appKapitel 98 Sam in den Wahnsinn treiben appKapitel 99 Noch jemand kam, um Mama zu stehlen appKapitel 100 Sie ist so liebenswert appKapitel 101 Du denkst, du kannst weglaufen appKapitel 102 Ein wütender Samuel appKapitel 103 Das geht dich nichts an appKapitel 104 Die Konsequenzen tragen appKapitel 105 Entschuldigung für die Verspätung appKapitel 106 Du bist ein Tier appKapitel 107 Und wenn wir uns küssen? appKapitel 108 Ich bin dein Mann appKapitel 109 Arrangierte Heirat appKapitel 110 Stefan ist ein Idiot appKapitel 111 Eine Handbreit entfernt appKapitel 112 Dein Liebster und dein Schatz appKapitel 113 Unser biologischer Vater appKapitel 114 Gemeine Gören appKapitel 115 Reinige ihren Körper appKapitel 116 Auffrischen appKapitel 117 Die übliche Art, Dinge zu tun appKapitel 118 Die Kontrolle übernehmen appKapitel 119 Offene Wunde appKapitel 120 Drei gut aussehende Männer appKapitel 121 Neue Schönheitsstandards appKapitel 122 Halbnackt erwischt appKapitel 123 Kredit einfordern appKapitel 124 Er hat sie genossen appKapitel 125 Du musst es akzeptieren appKapitel 126 Talentierte und liebevolle Kinder appKapitel 127 Mama verlässt uns für einen anderen Mann 1 appKapitel 128 Mama verlässt uns für einen anderen Mann 2 appKapitel 129 Eifersucht verdrängt den Verstand appKapitel 130 Befreie dich von seinem Handgelenk appKapitel 131 In dich investieren appKapitel 132 Die inneren Gedanken von Sander appKapitel 133 Der Pirol und die Gottesanbeterin appKapitel 134 Die schweigende Menge appKapitel 135 Der Clown appKapitel 136 Beleidige sie nicht wieder appKapitel 137 Unbezahlbarer Schatz appKapitel 138 Samuel kann unmöglich hier sein appKapitel 139 Missverständnisse in Wahrheit verwandeln appKapitel 140 Vie für dich appKapitel 141 Was mit dir geschah appKapitel 142 Wenn du nicht redest appKapitel 143 Bleib in meinen Armen appKapitel 144 Die frustrierende Verführerin appKapitel 145 Samuel wird zum Kindermädchen appKapitel 146 Gesichtsröte appKapitel 147 Du kannst appKapitel 148 Ich werde auf dich warten appKapitel 149 Wie kannst du es wagen, mich zu belügen? appKapitel 150 Das Opfer spielen appKapitel 151 Wieder Ärger verursacht appKapitel 152 Eine wilde Göre appKapitel 153 Ich würde nie appKapitel 154 Ich werde mich nicht entschuldigen appKapitel 155 Wie kannst du es wagen? appKapitel 156 Franklin beschützen appKapitel 157 Glück appKapitel 158 Völlig untröstlich appKapitel 159 Es ist mir egal appKapitel 160 Warum bist du hier? appKapitel 161 Zieh dich aus appKapitel 162 Wie du mir, so ich dir appKapitel 163 Ein Plan, sie zu zerstören appKapitel 164 Du kannst mich gerne weiter ablehnen appKapitel 165 Die Entscheidung liegt bei dir appKapitel 166 Ein Angriff appKapitel 167 Die Umstände sind gegen sie appKapitel 168 Bitte nicht sterben appKapitel 169 Akzeptiere die Tatsache appKapitel 170 Stefan verprügeln appKapitel 171 Sie kam lebendig zurück appKapitel 172 Freude appKapitel 173 Schieb ihn weg appKapitel 174 Er will sie sehen appKapitel 175 Die Aura von Natalie appKapitel 176 Die Pilzsuppe appKapitel 177 Der rücksichtslose Kuss appKapitel 178 Nimm deine Worte zurück appKapitel 179 Peinlichkeit appKapitel 180 Die Residenz der Welter appKapitel 181 In den Wald gebracht appKapitel 182 Der undankbare Gierige appKapitel 183 Schamlos appKapitel 184 Kinder überreden appKapitel 185 Der kleine Junge auf der Auktion appKapitel 186 Du kannst es dir nicht leisten appKapitel 187 Klavierschönheit appKapitel 188 Das wirst du auch appKapitel 189 Steigendes Gebot appKapitel 190 Würdest du mir glauben? appKapitel 191 Er wird mit mir sterben appKapitel 192 Die Konsequenzen, wenn man sich mit mir anlegt appKapitel 193 Unterschrieben Ein guter Kandidat appKapitel 194 Wie man es von meiner Frau erwartet appKapitel 195 Eine hässliche Frau wie ich appKapitel 196 In den Whirlpool gezogen appKapitel 197 Bleib hier bei mir appKapitel 198 Die Maske abnehmen appKapitel 199 Du bist eine Füchsin appKapitel 200 Hör auf, mich zu belästigen app
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