Kapitel 3 Warum tust du mir das an?
Ich verstehe ...
Jessie spürte, wie sich ihre Brust zusammenzog und ihr Atem schwer wurde bei der emotionslosen Antwort.
Plötzlich sprach die Frau im Krankenbett. "Chase, ist sie deine Frau?"
"Wer bist du?" Jessie wollte es schon lange wissen und jetzt hatte sie endlich die Chance zu fragen.
"Oh, ich habe vergessen, mich vorzustellen. Ich bin Linda White, Chases erste Freundin."
Obwohl Linda im Bett lag, lächelte sie anmutig. Sie teilte ein Lächeln mit Chase, als sie erwähnte, dass sie seine erste Freundin war.
Jessie fühlte sich wie ein Außenseiter in ihrer Familie, als sie das sah.
"Erste Freundin?" Jessie starrte Chase an und fragte.
"Ja", sagte Linda. "Danke, dass du dich all die Jahre um Chase gekümmert hast. Er war immer etwas dominant. Er hat dich bestimmt oft wütend gemacht, oder? Ach übrigens!"
Linda nahm das Baby aus dem Kinderbett und sagte zu Jessie: "Schau dir meine Kinder an. Es sind Zwillinge, ein Junge und ein Mädchen. Chase hat sie gerade benannt. Der Junge heißt Charles Thompson und das Mädchen heißt Lily Thompson."
Jessie weitete ihre Augen, als sie das Baby in Chases Armen ansah. "Wie hat sie gesagt, dass er heißt?"
Sie erinnerte sich an den Tag, an dem sie herausfand, dass sie schwanger war, und umarmte Chase hoffnungsvoll. "Chase, du wirst Vater! Wir bekommen ein Baby! Ich habe schon Namen überlegt. Wenn es ein Mädchen wird, nennen wir sie Vanessa Thompson, und wenn es ein Junge wird, nennen wir ihn Charles Thompson. Was denkst du?"
Sie hoffte, dass sie es falsch verstanden hatte, aber Chase wich ihrem Blick nicht aus und sagte fest: "Sein Name ist Charles Thompson."
"Du Mistkerl!"
Jessie hob die Hand und schlug zu, und Chase wich nicht aus, sondern nahm den Schlag.
"Du hast sie ihren Sohn mit dem Namen unseres Kindes benennen lassen!"
Das Kind war Jessies letzte Verteidigung. Tränen liefen über ihr Gesicht. Jessie griff wie eine Verrückte an. "Du Ungeheuer! Warum hat Gott das Leben unseres Babys genommen? Warum hat er nicht deins genommen?"
In ihrem Wahn schlug Jessie auf Chases Körper ein. "Er verdient diesen Namen nicht!"
Chase packte ihre Hände und wies die Wachen draußen an: "Bringt sie weg."
Jessie wurde noch aufgeregter. "Chase! Wenn du mich nicht mehr liebst, kannst du dich scheiden lassen. Warum tust du mir das an?!"
Als Chase zusah, wurden seine Augen kalt. Er erinnerte sich an das verzweifelte Gesicht der Leiche, die aus dem Wasser gezogen wurde. Jede Schuld, die er empfand, verschwand.
Jessie, meine Liebe, tadel mich nicht.
Lass deinen Schmerz für meine Schwester sühnen!
Fühle den Schmerz, den sie gefühlt hat!
Erlebe ihre Verzweiflung!
Ich werde den Mörder für alles bezahlen lassen, was er meiner Schwester angetan hat!
Denn du bist die Tochter des Mörders!
...
Schwach von ihrer kürzlichen Fehlgeburt und emotionalen Turbulenzen konnte Jessie nicht weiter randalieren.
Den Anweisungen von Chase folgend, schlossen die Krankenschwestern sie an eine Kochsalzlösung an und gaben ihr ein Beruhigungsmittel. Bald schlief Jessie ein.
Als sie aus einem Albtraum erwachte, spürte Jessie, wie ihre Kraft zurückkehrte, obwohl ihr Geist noch immer benebelt war.
Sie war immer gesund und aktiv gewesen; damals war sie sogar im College-Sportteam. Wenn es nicht wegen des kürzlichen Traumas gewesen wäre, wäre sie jetzt vielleicht beim Einkaufen gewesen.
Sie lag im Bett und starrte an die Decke. Sie konnte Chase's plötzliche Veränderung nicht akzeptieren. Sind unsere Jahre zusammen nicht so bedeutungsvoll wie seine erste Liebe?
Sind all seine Versprechen Lügen?
Wie lange ist er schon mit Linda zusammen?
Da er bereits Kinder mit ihr hat, warum hat er mir dann einen Heiratsantrag gemacht?
Amüsiert ihn mein Schmerz?
Jessie konnte Realität von Albtraum nicht unterscheiden. Sie wünschte, es wäre alles nur ein Traum. Sie wünschte, sie würde aufwachen und alles würde wieder normal werden. Ihre Hochzeit würde reibungslos verlaufen und ihr Kind würde gesund geboren werden. Chase würde sie immer noch lieben und es gäbe keine Linda, keine erste Freundin und sicherlich keine Zwillinge!
Aber die vertraute Decke erinnerte sie daran, dass sie immer noch im Krankenhaus war und alles, worauf sie gehofft hatte, nur Wunschdenken war.