Kapitel 1 Scheidung
"Tyler Glisson, komm her!"
"Unterschreibe jetzt diese Scheidungsvereinbarung."
In der drückenden Hitze der Küche bereitete Tyler gerade das Mittagessen für seine Frau, Clarissa Preston, zu.
Seine Schwiegermutter, Willa Lane, schlug ihm ein dünnen Stück Papier ins Gesicht und behandelte ihn wie einen Hund.
"Was hast du gesagt? Scheidungsvereinbarung?"
Tylers Gesichtsausdruck war schockiert.
Willa trug ein Gesicht voller Verachtung.
"Was? Bist du überrascht?
"Denkst du nicht, dass du meiner Tochter schon längst unwürdig geworden bist? Für sie bist du zur Last geworden. Es wird Zeit, dass sie dich rausschmeißt."
Tyler blieb sprachlos.
Tyler fand es lächerlich. "Zur Last?"
Er erinnerte sich daran, wie die Prestons vor drei Jahren einer Lebens-oder-Tod-Krise gegenüberstanden. Norman Preston, das Familienoberhaupt, hatte vor ihm gekniet und ihn verzweifelt angefleht, Clarissa zu heiraten und die Familie zu retten.
Nun war die Preston-Gruppe Milliarden wert.
Doch ihr erster Akt nach Erreichen solcher Höhen war es, ihn abzuschieben.
"Du armseliger Verlierer, alles, was du den ganzen Tag machst, ist Wäsche waschen und kochen. Du hast noch nicht einmal deine eigene Wertlosigkeit erkannt."
Klatsch!
Willa legte einen weiteren Stapel Papiere vor Tyler.
"Das sind all die Auszeichnungen, die Clarissa in den letzten drei Jahren erhalten hat. Insgesamt achtundvierzig. Sie wurde sogar vom Chronicles Weekly und Eldritch Journal interviewt. Niemand kann leugnen, dass sie jetzt eine der erfolgreichsten Unternehmerinnen von Oxbourne ist.
"Aber du? Du bist immer noch ein wertloser Verlierer.
"Was berechtigt dich, an ihrer Seite zu bleiben?"
Tylers Gesicht blieb ausdruckslos.
"Also ist das der Grund, warum sie sich von mir scheiden lässt, huh?"
Er hätte nie gedacht, dass Clarissa nach drei Jahren stiller Hingabe so blind für seine Bemühungen sein würde. Selbst ein eingekäfigter Vogel singt ein Lied der Dankbarkeit für seinen Halter.
Doch Willas Gesicht zeigte nur noch tiefere Verachtung.
"Ich weiß, dass es schwer für dich ist, das zu akzeptieren, aber es ist die Wahrheit.
"Clarissa ist dazu bestimmt, auf der Weltbühne zu stehen und auf den Globus herabzublicken. Du bist nicht einmal mehr würdig, ihre Schuhe zu tragen!
"Sei klug und unterschreibe die Scheidungspapiere.
"Ansonsten werde ich nicht nachsichtig mit dir sein!"
Die unerbittlichen Beleidigungen brachten Tyler schließlich zum Überkochen, und er ließ ein bitteres Lachen los.
Zerriss!
Er zerriss die Scheidungsvereinbarung in Fetzen.
"Scheidung ist eine ernste Angelegenheit. Lass Clarissa mir selbst sagen."
"Tyler, wie kannst du es wagen!"
Willa war wütend.
"Denkst du, du bist etwas Besonderes? Clarissa ist niemand, den du einfach sehen kannst, wann immer du willst! Wenn die Prestons nicht aus sentimentalen Gründen an dir festhalten würden, hätten sie dich schon lange auf die Straße gesetzt. Weißt du überhaupt, wer du bist? Wie kannst du es wagen, den Gefallen nicht zu schätzen?"
Sentimentalität?
Den Gefallen nicht zu schätzen?
Tyler lächelte Willa an.
"Dann gibt es nichts mehr zwischen uns zu besprechen.
"Versuche nicht, deine Position als meine Schwiegermutter zu nutzen, um mich unter Druck zu setzen. Ich habe damit abgeschlossen!"
Willa war wütend.
"Du *rschloch!
"Wie kannst du mich ignorieren!"
Willa war kurz davor zu explodieren, als plötzlich Clarissa hereintrat.
Sie war makellos in einem Businessanzug gekleidet, ihr Gesicht so schön wie eh und je.
Aber ihr Ausdruck war eisig, eine kalte Maske, die die Welt auf Abstand hielt.
Als sie ihn sah, ließ Tyler endlich erleichtert einen Seufzer los. "Schatz, du bist endlich hier. Ich dachte—"
Aber bevor er seinen Satz beenden konnte, unterbrach ihn Clarissa. "Tyler, es gibt keinen Grund weiter zu reden. Unterschreibe einfach."
Als Tyler die neu vorgelegten Scheidungspapiere ansah, verhärtete sich sein Gesicht.
"Schatz, bestehst du wirklich auf dieser Scheidung?"
Er hatte gehofft, dass Clarissas Ankunft eine Sinnesänderung bringen würde, aber sie war noch entschlossener als Willa.
"Nenn mich nicht 'Schatz'. Wir leben nicht mehr in derselben Welt." In Clarissas Augen lag tiefe Abscheu. "Ich stehe jetzt an der Spitze und werde die Prestons dazu bringen, die Welt zu dominieren. Aber nach drei Jahren sehe ich keine Hoffnung in dir, nur totale Enttäuschung."
Je mehr Tyler zuhörte, desto mehr schmerzte es.
"In deinen Augen bedeuten meine drei Jahre Bemühung nichts?
"Wer hat sich um dich gekümmert, als du betrunken warst? Wer hat dich ins Krankenhaus gebracht, als du krank warst, und—"
Clarissa starrte ihn an.
"Tyler, es reicht!"
Ihre Stimme wurde plötzlich lauter.
"Denkst du, dass es ausreicht, mir drei Mahlzeiten am Tag zu kochen und meine Kleidung zu waschen, um mich glücklich zu machen? Seit drei Jahren entschuldigst du dich für deine Schwäche und Unfähigkeit. Du hattest noch nicht einmal Ambitionen. Glaubst du wirklich, dass ein einfaches, ereignisloses Leben alles ist?"
"Aber in meinen Augen—
"Du, Tyler Glisson, bist nichts als ein kompletter Versager!"
Tyler war fassungslos.
Boom!
Ihre Worte waren wie ein Dolch, der direkt in sein Herz stieß.
Tylers Verstand wurde leer.
"Also bin ich in deinen Augen so wertlos, huh?"
Clarissas Gesicht wurde noch kälter.
"Unterschreibe die Papiere.
"Lass uns das friedlich beenden, oder du wirst mein Feind werden. Und mit meinem aktuellen Status und Einfluss wird es für dich nicht gut enden, wenn du dich gegen mich stellst."
Tyler war ratlos.
Er fühlte, dass jedes Wort wie ein Schlag in den Magen war, jeder Satz ein Schlag in sein bereits zerschlagenes Herz.
"Gut, ich werde unterschreiben!"
Er unterschrieb den Vertrag mit Nachdruck, der Stift grub sich mit dem Gewicht seines Grolls in das Papier.
Nachdem er den Stift abgelegt hatte, zog Willa ein weiteres zerknittertes Stück Papier heraus.
"Außerdem, hier ist die 'Vereinbarung zur Aufhebung des Eigentumsrechts', die du vor drei Jahren unterschrieben hast. Nach der Scheidung kannst du keinen Cent von den Prestons erwarten."