Kapitel 6 Hochzeitsnacht
Die Hochzeitsrituale waren endlich vorbei, und Sofia und Leonardo standen nun als Ehemann und Ehefrau da. Die Medien waren überall, erfassten jeden Moment und jedes Detail der Zeremonie. Die Riccis und die Morellis hatten sich wirklich übertroffen und ein großes Ereignis geschaffen, an das sich jeder noch Jahre erinnern würde.
Nach der Hochzeit machten sie sich alle auf den Weg zum Ballsaal. Leonardo saß neben Sofia, vertieft in sein Telefon. Sofia war zu nervös, um zu ihm hinüberzublicken, aber sie bemerkte, wie er die Stirn runzelte, aus dem Augenwinkel heraus.
Sofia runzelte die Stirn, als sie sah, wie Leonardo sein Telefon abnahm. Sie konnte nichts hören, wo sie saß, aber Leonardos Ausdruck hatte sich schnell verdüstert. Ohne ein Wort zu ihr stand er von ihrem Tisch auf und begann, immer noch ins Telefon sprechend, davon zu gehen. Sofia saß alleine im Ballsaal und fragte sich, was ihn wohl so sehr aufgeregt haben könnte.
Als die Ankündigung für den ersten Tanz des frisch vermählten Paares im Ballsaal gemacht wurde, bemerkte jeder, dass der Bräutigam verschwunden war. Sofia wurde von mitleidigen Blicken der Umstehenden begrüßt. Sie saß da, den Kopf vor Scham und Beleidigung gesenkt, ein allzu vertrautes Gefühl. Leider war dies nicht das erste Mal, dass sie sich in dieser Situation befand.
Sie beobachtete, wie Leonardos Eltern verzweifelt versuchten, ihn am Telefon zu erreichen. Sie konnte die Sorge in ihren Gesichtern sehen, als sie Nummer um Nummer wählten, aber es schien, als bekämen sie keine Antwort. Es war klar, dass sie tief enttäuscht von dem unverantwortlichen Verhalten ihres Sohnes waren.
"Sofia! Liebe," sagte Leonardos Mutter mit höflichem und sanftem Ton, als sie sich ihr näherte. "Ich fürchte, Leonardo musste sich um etwas Dringendes kümmern und wird nicht bei uns sein können. Aber ich bin hier, um dich in dein neues Zuhause zu bringen. Du musst müde von der Zeremonie sein, also ruh dich aus und mach es dir bequem."
Als Sofia Leonardos Mutter so freundlich und respektvoll mit ihr sprechen hörte, erwärmte sich ihr Herz. Es war eine seltene Erfahrung für sie, da die meisten Menschen sie immer behandelt hatten, als wäre sie unsichtbar oder unwichtig. Aber die Art und Weise, wie diese Frau mit ihr sprach, ließ sie sich gesehen und geschätzt fühlen. Sie war eine so freundliche Dame.
Sofia nickte und lächelte Leonardos Mutter zu, als diese sie zu einem Auto führte, das für ein frisch vermähltes Paar geschmückt war. Sofia musste alleine im Auto fahren, weil ihr Mann sie alleine gelassen hatte. Leonardos Mutter half Sofia, sich auf dem Rücksitz einzurichten, und wies den Fahrer an, sie zu Leonardos Anwesen zu bringen. Sofia konnte nicht anders, als sich ein wenig nervös zu fühlen, als sie diese neue Reise mit Angst und Erwartungen antrat.
Während der gesamten Autofahrt konnte Sofia nicht umhin, sich zu fragen, welche wichtige Arbeit Leonardo an seinem Hochzeitstag zu erledigen hatte. Als sie vor einem riesigen Anwesen ankamen, stieg der Fahrer höflich aus, um ihr die Tür zu öffnen. Als sie auf den Bürgersteig trat, machte sie sich auf den Weg zum großen Eingang, wo ein Wächter wachsam an der Tür stand.
Und eine Schlange von Dienern stand auch dort, wartend auf ihren Herrn. Doch als sie sahen, dass Sofia alleine kam, war die Enttäuschung in ihren Gesichtern sichtbar. Sie begrüßten sie und sahen sie mit ihren mitleidigen Augen an. Sofia seufzte in ihrem Herzen. Sie versuchte, ein tapferes Gesicht zu machen, lächelte den Dienern zu und senkte sofort den Kopf, als sie das Anwesen betrat.
Als das Dienstmädchen sie in ein Zimmer führte, konnte Sofia nicht umhin, sich ein wenig unwohl zu fühlen. Als sie eintrat, bemerkte sie sofort die männliche Einrichtung - alles in kühlen Grau- und Weißtönen. Außerdem konnte sie nicht umhin, den großen Fernseher an der Wand vor dem Bett und ein Gaming-Setup daneben zu bemerken. Offensichtlich gehörte dieses Zimmer einem Mann, und sie verstand schnell, wer der Besitzer war.
Sofia wurde von einem plötzlichen Anflug von Angst überwältigt, als ihr klar wurde, dass ihr Gepäck nicht bei ihr war. Allein der Gedanke, die Nacht in ihrem sperrigen Hochzeitskleid zu verbringen, ließ sie vor Unbehagen erschaudern. Mit schwerem Herzen begab sie sich zum geräumigen Kleiderschrank, nur um von einer überwältigenden Auswahl an Kleidung, Schuhen und Accessoires ihres Mannes begrüßt zu werden. Als sie über ihre Optionen nachdachte, konnte sie nicht umhin zu überlegen, ob es eine gute Idee wäre, für die Nacht ein T-Shirt ihres Mannes auszuleihen.
Sie hatte sich im Laufe ihres Lebens an ein gewisses Maß an Vernachlässigung gewöhnt. Die Menschen teilten nie etwas mit ihr; sie bekam nur ihre gebrauchten und alten Sachen für sich selbst. Daher wagte sie es nicht, ein Shirt aus dem Kleiderschrank ihres Mannes zu nehmen, da alles neu und teuer aussah. So fand sie sich in dieser Nacht schlafend in ihrem Hochzeitskleid wieder, obwohl es sehr unangenehm war. Erschöpft und müde schlief sie schnell in einen friedlichen Schlaf.
Sofia wurde plötzlich vom Geräusch der knarrenden Tür geweckt. Sie kämpfte im Dunkeln, unsicher über die nächtliche Zeit. Mit schnellem Blinzeln passten sich Sofias Augen allmählich an die Dunkelheit an. Sie tastete nach dem Lichtschalter und fand ihn schließlich, der den Raum erleuchtete. Zu ihrem Schock sah sie Leonardo Morelli in der Nähe der Tür stehen, seine Anwesenheit unerwartet und erschreckend.
Sein plötzliches Erscheinen erschreckte sie, und sie konnte nicht umhin zu bemerken, wie elend er ohne seine Jacke aussah. Seine Krawatte hing tief, und sein Hemd war aufgeknöpft, die Ärmel bis zu den Ellenbogen hochgekrempelt. Als seine Augen auf Sofia fielen, die auf seinem Bett lag, verdunkelten sie sich vor Wut. Er schloss schnell die Distanz zwischen ihnen mit drei langen Schritten, packte ihr Kinn mit einer kräftigen Hand.
"Wie kannst du es wagen, auf meinem Bett zu schlafen, verdammte Hure?" fragte er in bedrohlichem Ton.
Sofias Körper zitterte unwillkürlich, als seine Worte ihr Ohr erreichten. Sie war verwirrt, warum er sie so nannte. Hure?! Sie war keine Hure.
Unangenehme Erinnerungen an ihre Vergangenheit strömten in ihren Kopf zurück, ließen sie vor Angst unkontrollierbar zittern. Sie war sich vollkommen bewusst, was als nächstes passieren würde, und ihre Angst wuchs mit jedem Moment.
"Ich...ich e…entschuldige mich. Bitte verzeih mir," entschuldigte sich Sofia prompt.
Aber bevor Sofia sich erklären konnte, wurde sie auf das Bett geworfen, und Leonardos Körper drückte ihren zierlichen Rahmen, sie auf das Bett festhaltend. Ihre Augen weiteten sich vor Entsetzen, als sie in Panik geriet.
"Nein, bitte, lass mich gehen," flehte Sofia verzweifelt.
"Hör auf zu spielen!" Er schrie. "Du bist nicht unschuldig, und ich weiß es. Du willst das, oder? Ist das der Grund, warum du in meinem Bett schläfst und auf mich wartest?" Er starrte sie an, während seine Stimme sie verspottete.
Sofia erstarrte, unfähig, auch nur einen Zentimeter zu bewegen, als der Geruch von Alkohol von Leonardos Atem strömte. Es war klar, dass er betrunken war. Erinnerungen an ihre Kindheit strömten zurück, lebhaft erinnerte sie sich an die Qual, die sie erlebte, als sie die betrunkenen Angriffe ihres Vaters auf ihre Mutter miterlebte.
"Hör auf zu tun, als ob, du Schlampe! Warum leugnest du es jetzt? Ich weiß, was für eine Hure du bist, und als dein Ehemann sollte ich auch etwas von dir haben. Also halt den Mund und lass mich dich ficken. Wie die gute Schlampe, die du bist, mach mich glücklich", lallte er, als er sich auf sie zwang und anfing, ihren Hals zu küssen. Er biss und saugte an ihrem Hals, ließ sie nichts als Schmerz fühlen. Ihre Tränen hatten keine Wirkung auf ihn. Er war betrunken und von Lust geblendet.
Trotz ihrer Bedenken griff Sofia nicht ein oder stoppte ihren Ehemann, ließ ihn gewähren. Sie war zu verängstigt, um zu reagieren. Obwohl Leonardo versuchte, sanft zu sein und ihr Vergnügen zu bereiten, selbst in seinem betrunkenen Zustand, fühlte Sofia eine überwältigende Leere. Sie lag da wie eine leblose Stoffpuppe, ohne jegliche emotionale oder körperliche Reaktion.
Nach einer Weile sank Leonardo erschöpft von unzähligem Male in ihr gekommen auf sie. Unwissend darüber, dass Tränen weiterhin aus Sofias Augen flossen. Als sie bemerkte, dass Leonardo in einen tiefen Schlaf gefallen war, sammelte sie ihren Mut. Langsam rollte sie ihren Ehemann von sich und sammelte vorsichtig die zerrissenen Reste ihres Kleides in ihrer zitternden Hand. Still schlich sie aus dem Bett.
Sorgfältig zog sich Sofia an, ihre Augen immer noch voller Tränen. Sie konnte nicht anders, als Leonardo anzusehen, der friedlich schlief mit einem ruhigen Lächeln auf seinem Gesicht.
Überwältigt von der Tragweite der Situation, brach sie auf die Knie. Die Atmosphäre im Raum war von Spannung erfüllt, und die Stille wurde nur von Sofias keuchendem Atem und den entfernten Geräuschen der Aktivität in der sicheren Unterkunft durchbrochen.
Tränen strömten über Sofias Gesicht, und ihre Schreie wurden laut und qualvoll. Das Gewicht des Traumas, das ihr an dem Tag auferlegt wurde, der eigentlich ihr Hochzeitstag hätte sein sollen, war unerträglich. Die tiefe Trauer und Ungläubigkeit verflochten sich mit ihren Tränen.
Sofia saß auf dem Boden, hielt ihre Knie eng an ihre Brust, Tränen liefen über ihre Wangen, während sie ihr Unglück beklagte. Sie hatte immer gefürchtet, dass sie ein ähnliches Schicksal wie ihre Mutter erleiden würde, und jetzt fühlte es sich an, als würde sich die Geschichte grausam wiederholen. Ihr Ehemann erwies sich als nicht besser als ihr Vater, und der Schmerz dieser Erkenntnis war zu viel zum Ertragen.
Die Erschöpfung übermannte Sofia, ihre emotionale und körperliche Stärke war erschöpft. Dennoch blieb sie auf den Knien, der kalte Boden unter ihr als einzige Stütze.
Sie hatte genug Trauma für ihre Hochzeitsnacht, nicht dass sie sich jemals ihr Schicksal so vorgestellt hätte. Langsam kauerte sie sich zusammen, schloss die Augen, leise Schluchzer verließen sie. Sie bemerkte nicht, als der Schlaf sie in seine Umarmung nahm.