Kapitel 2 Ein verratenes Herz
Der schwache metallische Geschmack von Blut hing in ihren Mündern, breitete sich zwischen ihnen aus.
Robin war wütend, bereit, ihn wieder vor lauter Wut zu beißen.
Aber Edward gab ihr nicht die Chance. Als er sie schließlich losließ, atmete er zitternd aus, seine blutverschmierten Lippen sahen fast teuflisch verführerisch aus.
"Du ... du schamloser Idiot!" Robin schrie, ihre Augen füllten sich mit Tränen. Ein einzelner Tropfen glitt über ihre Wange, als sie ihn anstarrte, rotäugig und wütend.
Diese Männer waren schon gegangen, und doch hatte er das immer noch getan!
Edward lachte leise, aber die Bewegung zog an seiner verwundeten Bauchdecke, verursachte eine scharfe Welle des Schmerzes. Sein Gesicht wurde sofort so blass wie ein Laken, kalter Schweiß perlte und tropfte von seiner Stirn.
Als er wieder auf den Boden rutschte, lehnte er sich gegen die Wand, sein Atem flach, als würde er versuchen, die unerträgliche Qual zu unterdrücken.
Als sie ihn so sah, erstarrte Robins Hand, die erhoben war, um ihn zu schlagen, in der Luft. So wütend sie auch war, sie konnte es nicht über sich bringen, ihn zu schlagen. Ein Hauch von Mitleid flackerte in ihren Augen.
"Hey, geht es dir gut? Erschreck mich nicht so", stammelte sie, unterstützte eilig seinen schlaffen Körper, während sie ihren Blick senkte, um seine Wunde zu überprüfen.
Das Blut strömte heraus, durchtränkte sein Hemd, bis es ein tiefes, eisiges Rot war.
Es war noch schlimmer als zuvor.
Robins Brust zog sich zusammen. "Halte durch! Ich werde anrufen und nachsehen, wie weit der Krankenwagen ist."
Als sie ihr Telefon herauszog, hob Edward eine Hand und drückte sie gegen ihre, um sie zu stoppen.
"Nicht nötig. Meine Leute werden bald hier sein." Seine Stimme war rau, seine dunklen Augen fest auf Robin gerichtet. "Betrachte das als einen Tausch für diesen Kuss - ich schulde dir einen Gefallen. Also, was willst du?"
Es wäre besser gewesen, wenn er es nicht erwähnt hätte. Robin fühlte, wie ihr ganzer Körper vor Hitze glühte, als er diesen Kuss erwähnte.
Verlegen und verärgert schob sie seine Hand weg. "Ich brauche deine Entschädigung nicht! Es ist nicht so schlimm. Was ist schon dabei, gebissen zu werden? Wer wurde als Kind nicht von einem Hund gebissen?
"Da jemand für dich kommt, bleibe ich nicht hier. Auf Wiedersehen."
Sie schnappte sich ihren Regenschirm, der auf den Boden gefallen war, und drehte sich auf dem Absatz um, ohne zurückzublicken.
Auf halbem Weg die Gasse hinunter blieb Robin plötzlich stehen und drehte sich um. Ohne ein Wort schob sie ihm den Regenschirm in die Hand, ihr Gesicht ausdruckslos.
"Du bist verletzt, und du solltest nicht nass werden. Nimm das."
Diesmal sah sie nicht noch einmal zurück und verschwand schnell um die Ecke.
Edward starrte auf den Regenschirm in seiner Hand, die Gefühlsregung in seinen dunklen Augen unlesbar.
Sie war so wütend, dass sie explodieren könnte, und doch ließ sie ihm den Regenschirm.
Was für ein Narr tut so etwas?
Er senkte den Blick, seine blutverschmierten Finger strichen über die Wunde an seinen Lippen. Für einen Moment schwieg er, dann zog ein schwaches, amüsiertes Lächeln an seinem Mund.
Nicht schlecht.
Eine halbe Stunde später.
Robin kam im Privatzimmer des Hotels an, in dem die Party ihres Freundes stattfand. Draußen stehend, nahm sie sich einen Moment Zeit, um sich zu beruhigen, bevor sie die Tür öffnete.
Eine zuckersüße, kokette Stimme drang von innen nach außen. "Hmm ... Herr Norris, was ist, wenn deine Freundin uns so sieht? Wird sie wütend?"
Robin erstarrte bei dem Klang. Sie sah in die Richtung der Stimme und sah Norris auf dem Sofa, seine Arme um eine andere Frau geschlungen. Ihr Herz zog sich schmerzhaft zusammen.
Norris bemerkte nicht, dass sie dort stand. Er küsste die Frau auf seinem Schoß ein paar Mal und lachte. "Diese Frau? Sie ist bereits gezähmt. Sie ist so gehorsam, dass es langweilig ist. Ich habe ihr gesagt, nach Osten zu gehen; sie würde es nicht wagen, nach Westen zu gehen. Wovor sollte man Angst haben?"
"Oh, du bist so böse." Die Frau kicherte, schlang ihre Arme um seinen Hals, ihr Atem weich und süß. "Warum dann überhaupt sie heiraten?"
"Mein Vater ist besessen von ihr", sagte Norris verächtlich. "Wenn ich sie nicht heirate, könnte der alte Mann mich von der Firma enterben. Das wäre doch ein Verlust, oder?"
Er spottete, sein Ausdruck war voller Verachtung. "Außerdem ist diese Frau nur eine falsche Unschuld. Sie lässt mich nicht einmal anfassen, es sei denn, wir sind verheiratet. Zumindest sollte ich doch einen Vorgeschmack bekommen, oder?"
Ein Mann in der Nähe lachte boshaft. "Sobald Herr Norris einen Vorgeschmack bekommt, könnten wir dann dran sein?"
"So ein hübsches Mädchen. Sie muss Spaß machen zum Spielen", mischte sich jemand anderes ein.
Norris winkte lässig mit der Hand und grinste. "Klar, warum nicht? Einer nach dem anderen, stellt euch an."
"Hahaha, Herr Norris, du bist so großzügig!"
Das Gelächter im Raum und Norris' spöttischer Ausdruck waren wie scharfe Messer, die unaufhörlich in Robins Herz stachen, während sie erstarrt vor der Tür stand.
Ihr ganzer Körper fühlte sich kalt an, ihre Schultern zitterten vor Unglauben.
Sie war direkt hier.
Und der Mann, der morgen heiraten sollte, war nur eine Tür entfernt, schamlos mit einer anderen Frau verstrickt, die sie einfach als Spielzeug herabsetzte.
In diesem Moment erkannte Robin, dass sie Norris überhaupt nicht kannte.
Sie hatten sich im Krankenhaus kennengelernt. Ihr Vater war schwer krank geworden und brauchte eine teure Operation, die ihre Familie sich nicht leisten konnte. Norris' Vater war eingesprungen, zahlte die Arztrechnungen, die das Leben ihres Vaters retteten, und gab ihm sogar eine Stelle bei der Badman Group.
Danach, mit beiden Familien, die sie näher zusammenbrachten, stimmte Robin, sich tief verpflichtet fühlend, widerwillig Norris' Werben zu.
Anfangs war er nett und aufmerksam, der perfekte Gentleman. Aber alles änderte sich, als sie sich weigerte, mit ihm zu schlafen.
Von da an wurde er zu einer völlig anderen Person, die sie ständig herabsetzte und sie wertlos fühlen ließ.
Er würde sie mitten in der Nacht für belanglose Erledigungen anrufen - Medikamente kaufen, Alkohol liefern - ohne die geringste Rücksicht auf ihre Bequemlichkeit oder ihr Wohlergehen.
Robin war körperlich und emotional erschöpft in dem Jahr, in dem sie zusammen waren. Manchmal zweifelte sie sogar an sich selbst, fragte sich, ob sie überreagierte.
War sie seine Freundin oder nur eine unbezahlte Dienerin?
Jetzt, in diesem herzzerreißenden Moment der Klarheit, traf die Antwort sie wie eine Ohrfeige.
Für Norris war sie nicht seine Partnerin.
Sie war nur ein wegwerfbares Spielzeug, das er benutzen konnte, wann immer es ihm passte.