Kapitel 1 Entführt, während er "Ja, ich will" sagte
Die verlassene Fabrik war von Unkraut überwuchert. Ein rostiger roter Sedan stand vor dem Eingang.
Im Inneren waren Summers Hände auf dem Rücken gefesselt, und ein Streifen gelbes Klebeband versiegelte ihre Lippen, dämpfte ihre Stimme zu verzweifelten Winseln. Ihr weißes Kleid war mit Schmutz befleckt, und ihre schlanken, blassen Beine waren unter dem Stoff freigelegt.
Ein maskierter Entführer hockte vor ihr, seine Stimme heiser und rau. "Frau Stewart, Sie sind die Verlobte von Trevor Larson. Vier Millionen Dollar Lösegeld sollten kein großes Problem sein. Hier, rufen Sie ihn selbst an."
Ein abgenutztes altes Telefon wurde ihr zu Füßen geworfen. Ohne ein weiteres Wort riss der Mann das Klebeband von ihrem Mund und schnitt die Seile durch, die ihre Hände banden.
Ein scharfes Messer drückte gegen ihren zarten Hals.
Piep... piep... piep...
Nachdem es sich wie eine Ewigkeit angefühlt hatte, antwortete endlich eine tiefe, kühle Männerstimme: "Hallo?"
Summer zitterte heftig. "Trevor, ich... ich wurde entführt. Sie verlangen vier Millionen Dollar Lösegeld. Können Sie... bitte kommen und mich retten?"
Es herrschte eine kurze Stille am anderen Ende, bevor Trevors Stimme noch kälter wurde. "Summer, ich habe dir bereits gesagt - Peyton ist krank. Ihr letzter Wunsch ist diese Hochzeit. Hör auf, Ärger zu machen."
Da wurde ihr klar. Ihre Hochzeit war heute.
Peyton war Trevors erste Liebe, aber sie war mit einer tödlichen Krankheit diagnostiziert worden. Ihr letzter Wunsch war es, eine Hochzeit mit dem Mann zu haben, den sie liebte.
Als Summer erfuhr, dass Trevor zugestimmt hatte, hatte sie dagegen gekämpft.
Sie schüttelte hektisch den Kopf. "Diesmal mache ich keinen Ärger... ich schwöre! Bitte, glaub mir einfach!"
Trevors Stimme blieb emotionslos, kalt wie Eis. "Summer, du wirst immer Frau Larson sein. Warum kannst du nicht verständnisvoller sein? Meine Geduld ist am Ende. Du hast die Grenze überschritten."
"Trevor, ist es dir wirklich egal, ob ich lebe oder sterbe?" Summer biss die Zähne zusammen. "Wenn du nicht kommst, sind wir fertig!"
Trevor runzelte die Stirn. Hier geht sie wieder mit den Trennungsdrohungen. Summer, warum kannst du dich nicht einfach benehmen?
Seine Geduld war am Ende.
Der Entführer riss das Telefon weg. "Herr Larson, scheint, als ob Ihnen diese Frau egal ist? Vier Millionen sind für Sie nur Kleingeld. Zahlen Sie oder nicht?"
In diesem Moment stand Trevor in der prächtigen Kirche, hoch gewachsen in einem weißen Anzug, das Telefon in der Hand. Gegenüber stand Peyton in einem fließenden weißen Hochzeitskleid.
Draußen rauschte die Meeresbrise durch die Luft, während die Gäste in Ehrfurcht vor der romantischen Zeremonie saßen.
Trevor verzog die Lippen zu einem kalten Grinsen. "Ich zahle nicht."
Der Entführer war fassungslos. Wenn er das gewusst hätte, hätte er stattdessen Trevors erste Liebe entführt - zumindest war sie etwas wert!
Durch das Telefon drang Peytons sanfte, zerbrechliche Stimme. "Trevor, ich bin so glücklich, dass du meinen letzten Wunsch erfüllst. Auch wenn diese Hochzeit gefälscht ist, reicht es mir, um mich für immer daran zu erinnern. Wenn Summer so aufgebracht ist, dass sie zu so etwas greift, sollten wir vielleicht die Hochzeit absagen."
Trevors Ton war bestimmt. "Ich habe dir ein Versprechen gegeben. Ich werde es halten."
Der Entführer lachte frustriert. "Trevor, deine Verlobte ist wirklich eine Schönheit. Hast du keine Angst, dass wir mit ihr etwas Spaß haben könnten?"
Trevors Stimme triefte vor Verachtung. "Macht, was ihr wollt. Wenn ihr es tatsächlich durchzieht, könnte ich sogar noch eine Million drauflegen."
Als Summer das hörte, zwang sie die Tränen zurück, die ihr in die Augen stiegen.
Sie hatte fünf Jahre damit verbracht, Trevor nachzujagen, ihn zu lieben, ihn zu verwöhnen, in der Hoffnung, dass sie eines Tages sein gefrorenes Herz endlich schmelzen würde.
Aber im Moment, als Peyton zurückkam, ging alles, wofür sie gearbeitet hatte, in Rauch auf.
Und jetzt hielt Trevor eine prächtige Hochzeit mit Peyton ab.
Der Entführer grinste böse. "Also gut, Mr. Larson. Da du es so gesagt hast, müssen wir dem also folgen!"
Er legte auf und wandte sich Summer zu, seine Augen funkelten vor böser Absicht.
"Frau Stewart, Ihr Verlobter ist rücksichtslos. Er zwingt uns praktisch, unseren Willen mit Ihnen zu tun."
Lachend schob er ihr eine Pille zwischen die Lippen, zwang sie zu schlucken.
...
In der Kirche spürte Trevor ein unerklärliches Unbehagen.
Sommer, die solche Stunts abzog, war nichts Neues. Sie mochte Peyton schon immer nicht, hatte immer eine starke Feindseligkeit gegenüber ihr gezeigt.
Und jetzt, mit dieser Fake-Hochzeit, hatte sie ihm tagelang die kalte Schulter gezeigt.
Aber dieses Mal war sie zu weit gegangen. Entführung? Nur um ihn Peyton verlassen zu lassen?
"Ich habe sie über die Jahre zu sehr verwöhnt."
Sobald diese Fake-Hochzeit vorbei war, wenn sich Summer entschuldigte, würde er ihr eine noch größere, prächtigere Hochzeit geben.
Peyton beobachtete Trevors finsteren Ausdruck. Sie senkte den Blick und sprach leise. "Trevor, es tut mir leid. Das alles ist wegen mir."
Trevors Stimme war ruhig. "Es ist nicht deine Schuld."
Ihre zarten Augen schimmerten, als sie fragte: "Also... machen wir weiter?"
Trevor zögerte einen Moment, bevor er antwortete: "Ja."
Als sie das hörte, kräuselten sich Peytons Lippen zu einem finsteren Lächeln.
"Sommer, ich habe es dir gesagt - du wirst mich nie schlagen."
...
Summer starrte auf das aufgelegte Telefon, fühlte, als ob ihr Herz herausgerissen, blutig und zerrissen worden wäre.
In diesem Moment war jegliche Hoffnung, die sie noch für ihn hatte, vollständig zerschmettert.
Sie musste sich selbst retten.
Leise griff sie nach dem Obstmesser, das der Entführer auf dem Boden zurückgelassen hatte. Sie wartete auf den richtigen Moment - dann stach sie mit aller Kraft auf den Mann ein, bevor sie in Richtung der Lagerhaustüren davonrannte.
"Verdammt!" Der Entführer fluchte vor Wut.
"Holt sie ein! Lasst sie nicht entkommen!"
Das Medikament begann zu wirken. Summer spürte die Hitze, die durch ihre Adern strömte, aber sie drängte vorwärts, sprintete die verlassene Straße entlang, barfuß und verzweifelt.
Die Schritte hinter ihr wurden immer lauter und näher...
Ihr Herz schlug ihr bis zum Hals.
Dieser Ort war isoliert, verlassen.
Gerade in diesem Moment raste ein eleganter, schwarzer Porsche - ein ultrararer, limitierter Editionsmodell - die Straße entlang.
Summer zögerte nicht.
Besser durch den Aufprall sterben, als in ihre Hände zu fallen.
Sie presste die Augen zusammen und warf sich vor das Auto.
Die Reifen quietschten gewaltsam gegen den Asphalt, durchschnitten die Stille. Der Porsche kam abrupt zum Stehen - nur wenige Zentimeter von ihrem Körper entfernt.
Der Aufprall schleuderte Summer zu Boden.
Ein paar Sekunden später öffnete sich die Autotür.
Ein Paar polierte schwarze Lederschuhe trat auf den Boden.
Lange, kraftvolle Beine in maßgeschneiderten Hosen bewegten sich vorwärts. Der Mann hockte sich vor sie hin.
Als Summer sein Gesicht klar sah, stockte ihr Herz.
"Du... du bist es."