Kapitel 1 Uneheliches Kind
"Das erste Mal?" Der Atem des Mannes war kochend heiß, seine Stimme heiser.
Tamara Randalls Verstand war trübe. Sie berührte den Mann im Dunkeln; seine Haut war von dichten Muskeln umhüllt. Sein grobes Keuchen ließ sie heiß werden.
"Evan, bist du das?" Tamara fragte, ihre Atemzüge kamen in leichten Gasen.
"Warum versuchst du es nicht zu erraten?!" Die Stimme des Mannes war grob. Ohne Tamara Zeit zu geben zu reagieren, stieß er härter zu.
Die Qual, auseinandergerissen zu werden, breitete sich in ihrem ganzen Körper aus. Schweißperlen bildeten sich auf Tamara's Stirn und schmerzhafte Stöhnen verließen ihren Mund.
Der Mann presste seine Lippen auf ihre, verschluckte ihre Seufzer. Seine Bewegungen wurden dann viel sanfter, unterbrachen alle Gedanken von Tamara. Alles, was sie tun konnte, war sich von den Bewegungen des Mannes mitreißen zu lassen. Schließlich, ohnmächtig vor Schmerz, konnte sie es nicht mehr ertragen.
Am nächsten Morgen öffnete Tamara langsam ihre Augen. Der unnatürliche Schmerz zwischen ihren Beinen erinnerte sie an die Ereignisse der letzten Nacht. Der Mann war bereits gegangen. Sie war die Einzige, die hier zurückgeblieben war. Aber das beeinträchtigte ihre gute Laune überhaupt nicht. Ein süßes Lächeln erschien auf ihren Lippen. Letzte Nacht, an ihrem Verlobungstag, hatte sie sich Evan Hardy, ihrem Geliebten, hingegeben.
Thump! Plötzlich wurde die Tür mit Wucht aufgestoßen. Evan war in einem Anzug gekleidet, sah so gut aus wie immer.
"Wo warst du, Evan?" rief sie süß.
Nachdem sie das gesagt hatte, tauchte sofort Evans jüngere Schwester, Lily Hardy, hinter ihm auf. Sie war eine Adoptivtochter der Familie Hardy.
"Tamara, war der Gigolo, den ich dir geschenkt habe, gut im Bett?"
Eine herablassende Bemerkung. Tamara's glücklicher Ausdruck erstarrte prompt. "Was meinst du damit?" Unruhe breitete sich in ihrem Herzen aus.
Lily trat überheblich einen Schritt nach vorne und hielt Evans Hand. Ihre roten Lippen öffneten sich sanft. "Evan war die ganze Zeit bei mir. Der Mann, der letzte Nacht bei dir war, war ein Sugar Baby, den wir sorgfältig ausgewählt haben. Er war jemand, den unzählige Frauen engagiert haben, ein niederträchtiges Sugar Baby! Bist du nicht jemand, der sich für etwas Besseres hält, Tamara? Wie fühlt es sich an, mit einem Sexarbeiter geschlafen zu haben?"
Tamara's Augen weiteten sich langsam. Ihre Trauer drohte sie zu zerreißen, während ihre Nägel tief in die Laken unter ihr gruben. "Wie konntet ihr das nur mit mir machen?"
Evan war erfreut über Tamara's schmerzvolle Stimme. Er trat vor und legte seine Hand um ihren Hals, bevor er seinen Mund öffnete, um sie grausam weiter nach unten zu drücken. "Meine Grausamkeit dir gegenüber ist nicht einmal halb so schlimm wie das, was dein Vater meinen Eltern angetan hat. Wenn es nicht wegen deines Vaters gewesen wäre, wären meine Eltern nicht gestorben. Meine ganze Familie ist tot wegen deines Vaters! Hast du gedacht, dass ich dich lieben würde? Ich fühle mich angewidert, dich auch nur für einen Moment zu berühren! Du bist widerlich!"
Jedes dieser Worte stach Tamara's Herz wie ein Pfeilhagel. Sie leugnete es vehement. "Unmöglich! Mein Vater war immer so nett zu dir. Er hat dir alles gegeben. Wie hätte er deiner Familie Schaden zufügen können?"
Evans Lachen war wahnsinnig. "Dein Vater, nett zu mir? Um mich zu zwingen, dich zu heiraten, hat er Lily eine Fehlgeburt erleiden lassen. Dieses Baby war mein erstes Kind!"
Tamara lächelte bitter. Ihre Augen waren vor Tränen feucht. Kind? Lilys Baby war seins? Also waren dieses verdrehte Paar schon lange miteinander im Bunde. Und ich war die Einzige, die so dumm angelogen wurde. Sie vertraute Evan bedingungslos und lobte ihn sogar vor ihrem Vater, indem sie ihm sagte, wie nett und fähig Evan war.
Evan strich die Falten seines Anzugs glatt, bevor er sie hasserfüllt ansah. Dann lächelte er elegant. "Ich habe noch überraschendere Neuigkeiten: Dein Vater ist letzte Nacht gestorben. Ich habe bereits Randall Industries aufgekauft. Alles, was Randall Industries besitzt, ist in meinen Händen. Wenn es nicht nach meinem Wunsch wäre, dich zu quälen, hätte ich dich schon letzte Nacht zusammen mit deinem Vater zu deinem Schöpfer geschickt!"
Tamaras Augen waren gerötet, als sie schamlos auf Evan zustürmte und ihm eine Ohrfeige ins Gesicht schlug. Sie weinte, während sie vor Wut heulte. "Du Tier! Du bist unmenschlich!"
Evan explodierte vor Wut, als er zurückgeschlagen wurde. Er schlug zurück, seine Hand traf Tamara direkt ins Gesicht, und ihre Wange schwoll sofort an, gerötet von dem Schlag. Wütend schnaubte er. "Bringt sie in eine psychiatrische Einrichtung und sperrt sie ein. Sie darf die Einrichtung nie wieder verlassen."
Tamara hatte keine Ahnung, wie lange sie in der psychiatrischen Einrichtung verbracht hatte. Aus dem Klatsch der Krankenschwestern erfuhr sie, dass die Randall Industries bankrott gegangen war und ihre Nacktfotos sich wie ein Lauffeuer verbreitet hatten. Jeder spuckte auf sie - sie hatte einen so großartigen Mann als Ehemann, und doch betrog sie ihn, was ihren Vater so wütend machte, dass er starb.
Alle Verfehlungen von Evan wurden stattdessen ihr angelastet.
Plötzlich rief jemand von draußen: "Feuer! Es brennt!"
Bald drang dicker Rauch durch die Fenster in den Raum.
"Evan und Lily Hardy, ich verfluche euch beide, einen schmerzhaften Tod zu sterben!" Tamaras Augen waren voller Hass, als sie im Flammenmeer stand.
Fünf Jahre später stand Tamara mit einer Sonnenbrille im Gesicht am Eingang des Flughafens in Deacon Town. Ihre langen, leicht gewellten Haare fegten über ihre Schultern. Sie trug eine einfache weiße Bluse und ihre Jeans umschlossen ihre langen, schlanken Beine perfekt. Ihre Haut war klar und makellos, und ihre Proportionen waren herausragend. Ihr liebliches Aussehen zog die Aufmerksamkeit aller am Flughafen auf sich. Sie hielt ihr Telefon in der einen Hand und die Hand eines Kindes in der anderen. Das Kind war in einen winzigen Anzug gekleidet.
"Ich verstehe. Stoppen Sie die Fusion des Unternehmens mit der Hardy Group. Es ist nicht nötig, sich um die Leute bei Hardy zu kümmern." Ein kaltes Lächeln erschien auf Tamaras Lippen.
Es waren viele Jahre vergangen, aber sie war endlich zurück.
Tamara beendete ihren Anruf und streichelte dem kleinen Jungen über den Kopf. "Mama hat kürzlich ein paar Milliarden ausgegeben, um ein Unternehmen zu erwerben. Du musst deine Dividenden richtig budgetieren und sie bis nächsten Monat halten, okay?"
Die Züge des kleinen Jungen waren zart und hübsch. Nachdem er ihr zugehört hatte, sprach er langsam. "Mama, du solltest weniger ausgeben. Es gibt schon genug Sportwagen in der Garage. Du solltest nicht ausgeben, wenn es nicht nötig ist."
Tamara starrte sprachlos auf ihren Sohn. Was ist schon dabei, wenn ich etwas Geld ausgebe? Diese Sportwagen waren so schön. Es wäre schade, wenn sie unverkauft dort stehen würden.
Und außerdem war es peinlich, dass sie von ihrem Sohn über ihre Ausgabegewohnheiten belehrt wurde.
Tamara schnitt eine Schnute, als sie ihren Sohn aus dem Flughafen führte. Dann stiegen sie in einen schwarzen Porsche Cayenne ein, der bereits draußen geparkt war. Keiner von ihnen bemerkte, dass ein Licht hinter ihnen für einen Moment aufleuchtete, als sie einstiegen.
Nicht weit vom Cayenne entfernt in einem blendend roten Auto starrte Harold auf das Foto auf seinem Handy, sprachlos. Er vergrößerte das Foto und scrollte wiederholt durch jedes Pixel. Er war erschüttert. Dann schickte er das Foto als Nachricht und begann wie verrückt zu tippen.
"Verdammt noch mal! Frank, weißt du, was ich gerade gesehen habe? Deinen Sohn! Schau dir diese Mini-Version von dir an. Der Junge ist eine Kopie von dir, als du ein Kind warst! Wenn er es nicht ist, schneide ich mir den Kopf ab und präsentiere ihn dir als deinen Sohn!"
Der Mann, der Harolds Nachricht erhielt, betrachtete das Foto mit einem kalten Blick, während er auf dem Sofa in seinem Büro saß. Sein Ausdruck war streng. Obwohl das Foto sehr verschwommen war, war es nicht schwer zu erkennen, dass dieser Junge ihm ähnelte.
Seine Augenbrauen zogen sich fest zusammen.
Seine Assistentin, Jacqueline Victor, war so verängstigt von dem Ausdruck ihres Chefs, dass sie anfing zu zittern. Was ist nur mit dem Chef los?
Frank Holts hübsches Gesicht war angespannt. Jacqueline konnte nicht erkennen, ob er glücklich oder wütend war. Einen Moment später sagte Frank: "Miss Victor, beschaffen Sie alle Informationen über dieses Auto sowie die Adresse der Passagiere." Damit stand Frank auf, seine langen Beine trugen ihn in wenigen Schritten aus seinem Büro hinaus.