Kapitel 2 Ein ungehorsamer Verlobter? Dump ihn!
Ethan's Gesicht veränderte sich dramatisch. Er starrte ungläubig auf Stella. Ihre Haltung überraschte ihn.
Die Hochzeit absagen? War sie... verrückt?
Seine Stimme war unsicher. "Sie ist krank. Sobald sie sich erholt hat, wird sie wieder gehen. Wenn es soweit ist, werde ich dir eine noch prächtigere Hochzeit geben."
"Ist sie krank oder ist sie schwanger?"
In dem Moment, als die Worte ihren Mund verließen, wurde die Luft still.
Ethans Blick verdunkelte sich. "Was weißt du?"
Stella antwortete nicht. Sie sagte einfach: "Du und sie, gemeinsam im Krankenhaus. Und nicht irgendwo - in der Frauenklinik. Und jetzt stehst du hier vor mir und sprichst über eine prächtigere Hochzeit. Denkst du nicht, dass das ein wenig lächerlich ist?"
Ihre Hochzeit war nur noch eine Woche entfernt. Und doch war er mit Lillian in der Frauenklinik gewesen. Und jetzt stand er vor ihr und sprach über das Ausmaß ihrer Zeremonie?
Glaubte er wirklich, dass sie nicht den Mut hätte, ihn abzulehnen?
Ethans Ausdruck wurde noch hässlicher. "Sie ist nicht schwanger. Sie ist krank."
"Oh? Und weil sie krank ist, musst du sie ins Krankenhaus bringen? Was genau ist jetzt deine Beziehung zu ihr?"
Die scharfe Frage ließ Ethans Gesicht noch dunkler werden.
Stella hatte kein Interesse mehr, seinen Ausdruck länger anzusehen. Sie drehte sich um und ging auf die Bürotür zu.
Während sie ging, sprach sie beiläufig. "Da sie zurück ist, könnte sie auch bleiben. Immerhin schuldet sie Rivermount noch einiges."
Zwei Jahre einer stabilen Beziehung.
Lillians Rückkehr hatte ein Loch hineingerissen. Und Stella? Sie war nicht die Art, die Dinge wieder in Ordnung brachte - sie würde sie komplett zerreißen.
Eine Beziehung sollte eine Einbahnstraße sein. Warum sollte sie die Einzige sein, die sich bemühte?
Ethans Stimme senkte sich. "Mach es ihr nicht schwer."
Stella lachte kalt, ihre Hand ruhte bereits auf der Türklinke.
Ethan knirschte mit den Zähnen. "Glaubst du wirklich, dass du es dir leisten kannst, die Hochzeit abzusagen? Oder glaubst du, die Familie Reed wird dich zurücknehmen?"
Die Familie Reed.
Stellas Blick wurde noch kälter bei ihrer Erwähnung.
Eine Familie, die nicht einmal die Bedeutung von Loyalität kannte.
Es war ihr egal, ob sie keine Option für sie waren.
Die Familie Reed - ihre leiblichen Verwandten - die gleichen Leute, die Lillian aufgezogen hatten.
Vor Jahren war Lillians leibliche Mutter die Magd der Reeds gewesen. Sie und Stellas Mutter waren zur gleichen Zeit schwanger.
Da der spielsüchtige Ehemann der Magd unzuverlässig war, wollte sie, dass ihr Kind wohlhabend aufwuchs. Also tauschte sie nach der Geburt im Krankenhaus die Babys aus.
Und diese Frau fühlte sich nicht einmal schuldig deswegen. Nachdem sie Stella weggenommen hatte, zog sie sie nicht auf - sie verließ sie.
In der Zwischenzeit arbeitete sie weiter als Magd der Reeds, um über ihre leibliche Tochter Lillian zu wachen und sicherzustellen, dass sie ein gutes Leben führte.
Es dauerte drei Jahre, bis die Reeds bei einem Autounfall feststellten, dass Lillian nicht ihre leibliche Tochter war.
Die schockierende Wahrheit kam ans Licht, und die Reeds starteten eine intensive Suche nach ihrer leiblichen Tochter.
Sie fanden Stella.
Aber trotz all dieser Bemühungen bevorzugten sie letztendlich immer noch Lillian - die Tochter, die sie mit ihren eigenen Händen aufgezogen hatten.
Ethan hatte nicht Unrecht. Die Verlobung abzusagen bedeutete, dass sie nirgendwohin gehen konnte. Die Familie Reed hatte sie nie wirklich willkommen geheißen.
Ethan trat vor und packte ihr zartes Handgelenk. "Sobald es ihr besser geht, schicke ich sie wieder weg. Einverstanden?"
Er hielt seine Stimme leise, als würde er sie beschwichtigen.
Stella sah ihn an, ihr Blick eisig. Langsam befreite sie ihre Hand.
"Ethan, du—" Ethans Gesicht verdunkelte sich noch mehr.
Stella konnte sich nicht die Mühe machen, noch ein Wort zu sagen. Sie drehte sich um und verließ das Büro.
Das scharfe Klacken ihrer Absätze hallte den Flur hinunter und trug die gleiche kalte Arroganz wie die Frau selbst.
Ethan, immer derjenige, der umschwärmt wurde, fühlte, wie seine Schläfen vor Wut pochten.
Er weigerte sich zu glauben, dass Stella die Hochzeit tatsächlich absagen würde.
Immerhin hatte in den letzten zwei Jahren jeder gesehen, wie sehr sie sich um ihn kümmerte.
Mit diesem Gedanken verfolgte er sie nicht. Stattdessen schlug er die Tür mit einem lauten Knall zu.
Die Sekretärinnen draußen hörten alle das Geräusch und warfen sich Blicke zu.
Vor zwei Jahren, als alles explodiert war, dachte jeder, Stella sei diejenige gewesen, die Ethan von Lillian gestohlen hatte.
Jetzt, da Lillian zurück war, feierten sie praktisch.
Eine Mitarbeiterin flüsterte: "Miss Lillian ist endlich zurück. Stella hat das verdient."
"Genau. Vor zwei Jahren zwang sie Miss Lillian zum Gehen. Was gestohlen wurde, muss immer zurückgegeben werden."
Kaum hatte sie die Worte ausgesprochen, wurde das Geräusch von Absätzen, die über den Boden klackerten, lauter.
Stella ging direkt auf sie zu.
Die beiden tratschenden Mitarbeiterinnen erstarrten unter ihrem Schatten und verstummten sofort.
Sie griff nach vorne, packte das Kinn einer von ihnen und zwang sie, aufzuschauen. Die Sekretärin war jung und ziemlich hübsch.
Aber im Moment, als sich ihre Blicke trafen, wurde die Frau von der Kälte in Stellas Blick vollkommen überwältigt.
"M-Miss Dawson…"
Stella verengte die Augen. "Macht es Spaß, über mich zu tratschen?"
Das Gesicht der Sekretärin wurde blass. "N-nein, ich…"
Erbärmlich.
Stella ließ angewidert ihr Kinn los und ließ ihren Blick über die gesamte Abteilung schweifen.
Alle senkten sofort ihre Köpfe, wagten es nicht einmal zu atmen.