Kapitel 4 Komplizierte Emotionen
Maria klopfte leise an die Tür, und einen Moment später öffnete Aria sie. Ihre Augen waren niedergeschlagen, und ihre Schultern hingen in sich zusammen. Maria warf ihr einen mitleidigen Blick zu und flüsterte: "Es tut mir leid, Liebes. Ich war hilflos."
Arias Herz tat weh, aber sie wusste, dass niemand sie vor der Wut ihres Mannes hätte retten können. Sie antwortete nicht, sondern presste ihre Lippen zu einer dünnen Linie zusammen, als sie sich abwandte und zu ihrer Arbeit zurückging. Ihre Hände bewegten sich methodisch, als sie mit leicht zitternden Fingern die Bettlaken abzog und sie durch frische ersetzte. Das Bett musste perfekt sein, genau wie Alessandro es mochte.
Das Geräusch der Dusche aus dem Badezimmer erinnerte sie ständig an seine Anwesenheit. Aria bewegte sich zielstrebig, glättete die neuen Laken und füllte die Kissen auf und versuchte, sich auf ihre Aufgabe zu konzentrieren.
"Ist er unter der Dusche?" fragte Maria, ihre Stimme war kaum mehr als ein Flüstern. Aria nickte, ohne aufzublicken, ihre Bewegungen waren mechanisch.
Bevor Maria noch mehr sagen konnte, schwang die Badezimmertür auf und Alessandro trat heraus, eine Dampfwolke um ihn herum. Er trug einen flauschigen weißen Bademantel, der eng um seine Taille geschnürt war, und sein nasses Haar war nach hinten gestrichen. Er hielt in der Tür inne, sein kalter Blick schweifte kurz über Maria, bevor er sich auf Aria niederließ, die ihre Arbeit fortsetzte und ihren grausamen Mafia-Mann nicht beachtete. Alessandro schritt schweigend auf den begehbaren Kleiderschrank zu, um sich für die Arbeit fertig zu machen.
Maria spürte eine Welle des Glücks, als sie den kalten Austausch zwischen Mann und Frau beobachtete. Ihr Plan schien perfekt aufzugehen. Doch dann ruckte Aria mit dem Kopf, als ihr die Haare ins Gesicht fielen und sie störten. Als sie ihr Haar unbeabsichtigt zur Seite strich, kamen Knutschflecken am Hals, am Kinn und sogar auf der Wange in der Nähe ihrer Lippen zum Vorschein - Spuren, die Alessandro hinterlassen hatte, als er sie auf liebevolle Weise bestrafte.
Maria biss vor Wut die Zähne zusammen. Sie verstand nicht, warum er trotz all ihrer Bemühungen, Alessandro gegen seine Frau aufzubringen, immer noch mit ihr intim sein wollte. Maria hatte alles versucht, um ihre Ehe zu zerstören. Sie schickte heiße Supermodels und berühmte Schauspielerinnen, um Alessandro zu verführen, in der Hoffnung, dass er auf ihre Fallen hereinfallen würde.
Aber Alessandro blieb kalt und gleichgültig gegenüber all den Annäherungsversuchen. Jeden Abend nach der Party ging er nach Hause und machte nur Fotos mit den wunderschönen Frauen in seinen Armen für die Paparazzi. Keine von ihnen konnte ihn so sehr ansprechen, dass er die Nacht mit ihnen verbrachte. Stattdessen wollte Alessandro einfach nur, dass die Party zu Ende ging, damit er nach Hause zu seiner Frau eilen konnte.
Maria schnaubte bei dem Gedanken, dass Alessandro lieber seine Frau unter ihm vor Schmerz weinen sah, als die andere Frau vor Vergnügen seinen Namen schreien zu hören.
Sie hatte keine Ahnung, dass Alessandro noch nie mit seiner Frau geschlafen hatte, während sie weinte. Trotz Arias Widerwillen gegen Intimität verführte Alessandro sie und bereitete ihr so viel Vergnügen, dass sich ihre Schreie in lustvolles Stöhnen verwandelten. Doch die raue Sprache, mit der er seine wahren Gefühle verbarg, fügte ihr tiefere Wunden zu. Aber so war er schon immer gewesen, denn er hatte von klein auf gelernt, seine Gefühle zu verbergen und andere dazu zu bringen, sich seinem Willen zu beugen.
Alessandro hat Aria nie gewaltsam angefasst, aber seine Worte waren scharf genug, um ihre Seele zu verletzen. Jede grausame Bemerkung zermürbte ihren Geist und brach sie jeden Tag ein bisschen mehr. Arias zartes Herz und ihr sensibler Verstand litten unter der Last seiner unerbittlichen emotionalen Qualen. Sie war davon überzeugt, dass ihr herzloser Ehemann sich an ihrem Schmerz erfreute, dass es ihm nur darum ging, sie zu quälen und sie weinen zu sehen.
Arias Magen drehte sich plötzlich um und sie spürte, wie eine Welle der Übelkeit über sie hereinbrach. Sie hielt sich die Hand vor den Mund und stolperte eilig und mit unsicheren Schritten in Richtung Badezimmer. Maria spürte, dass etwas nicht stimmte und folgte ihr dicht auf den Fersen.
Im Bad drehte sich Aria um und entleerte den Inhalt ihres Magens in die Toilettenschüssel, während ihr Körper von Krämpfen geplagt wurde. Maria stand an der Tür und beobachtete mit gerunzelter Stirn Arias Verzweiflung. Misstrauen flackerte in ihren Augen auf und ein Hauch von Abneigung stieg in ihrem Mund auf.
Nach einer gefühlten Ewigkeit schaffte es Aria endlich, sich den Mund auszuspülen und kam mit blassem und gezeichnetem Gesicht aus dem Bad. Sie machte einen schwachen Versuch, das Zimmer zu verlassen, um ihre morgendlichen Aufgaben zu erledigen. Sie musste das Frühstück für Alessandro auf den Esstisch stellen, bevor er auftauchte, um zur Arbeit zu gehen. Er verlangte, dass alles pünktlich fertig war.
Doch bevor sie das Zimmer verlassen konnte, wurde sie von Marias scharfer Stimme aufgehalten.
"Oh mein Gott, Aria! Bist du schwanger?", rief sie mit gezwungener Aufregung und einem falschen Lächeln im Gesicht.
Alessandro kam schnell aus dem begehbaren Kleiderschrank, sein Hemd halb aufgeknöpft und die Krawatte locker um den Hals hängend. Sein Blick wanderte zu seiner Frau, sein Ausdruck war eine Mischung aus Schock und Unglauben.
Aria schluckte schwer, ihr Kopf drehte sich und ihr Herz sank vor Angst, als ihre unschuldigen Rehaugen auf ihren Mafia-Ehemann gerichtet waren.
"Oh, Alessandro", fuhr Maria fort, ihre Stimme triefte vor Unaufrichtigkeit, während sie die Hand ihres Stiefsohns ergriff und Freude vortäuschte. "Ich bin so glücklich! Endlich, nach drei Jahren Ehe, werde ich Großmutter."
"Warte, was hast du gerade gesagt?" Alessandros Augen verengten sich zu schmalen Schlitzen und seine Stimme bekam einen gefährlichen Klang, der jedem einen Schauer über den Rücken jagen konnte.
Maria, die seinen aufsteigenden Zorn spürte, zitterte vor Angst und trat instinktiv einen Schritt zurück, um etwas Abstand zwischen sich und ihren Stiefsohn zu bringen.
Alessandros Blick richtete sich nun auf seine Frau Aria und er biss ungläubig die Zähne zusammen. "Aria ist schwanger?!"
Seine gerunzelte Stirn ließ Aria einen Schauer über den Rücken laufen, der sie sofort in kalten Schweiß tauchte, während sie wie erstarrt stehen blieb. Alessandro ging gemessenen Schrittes auf sie zu, seine Anwesenheit bedrohte sie.
"Ist es möglich, dass du mein Kind austrägst, mein Schatz?" Alessandros Stimme war leise und sanft, aber unter der Sanftheit konnte Aria die Warnung, den drohenden Sturm, erkennen. In seinem scheinbar sanften Tonfall steckte mehr Grausamkeit als in seinen härtesten Worten, ein Zeichen dafür, dass die Hölle losbrechen würde. Ohne zu überlegen, schüttelte Aria instinktiv den Kopf, um sich vor dem Zorn ihres Mannes zu schützen.