Kapitel 4 Bist du Single
Die Enthüllung war ein Schock für Emilia. Bevor sie reagieren konnte, lächelte Finn ihnen leicht zu. „Sie sind vom Glamour Magazin, oder? Bitte nehmen Sie Platz.“
„Emilia, was stehst du hier noch herum?“
Sarahs Ermahnung riss Emilia aus ihrer Starre, und sie folgte den anderen beiden schnell zur Couch.
Finn glitt heran und blieb vor ihnen stehen. Sarahs Gesicht glühte vor Aufregung, als sie fragte: „Herr Norten, dürfen wir beginnen?“
„Natürlich.“ Finns Ausdruck war gelassen. Bisher hatte er Emilia kaum beachtet. Es war fast so, als wären sie sich völlig fremd.
Seine distanzierte Haltung ließ Emilia sogar in Erwägung ziehen, ob dieser Mann nur irgendein Fremder war, der ihrem neuen Ehemann zufällig verblüffend ähnlich sah.
„Nun... Herr Norten, da Sie bisher sehr geheimnisvoll waren, möchte jeder unbedingt wissen, wie Ihr vollständiger Name lautet.“ Sarah wurde knallrot als sie das Interview begann. „Haben Sie etwas dagegen, uns Ihren Namen zu verraten?“
„Finn Norten“, antwortete er knapp. In dem Moment, als die Worte seine schmalen Lippen verließen, wurden Emilias Hoffnungen zerstört.
Finn Norten. Er ist wirklich mein neuer Ehemann!
„Finn Norten. Was für ein angenehmer Name!“ Jenny schmeichelte mit einem Lächeln. „Als Nächstes möchten wir Ihnen eine Reihe von Fragen stellen.“
Damit wandte sich Jenny Emilia mit einem deutlichen Blick zu. Als sie bemerkte, dass Emilia immer noch fassungslos Finn anstarrte, kniff sie ihre geistesabwesende Kollegin heimlich.
„Autsch!“ Emilia schrie vor Schmerz auf, als sie wieder zur Besinnung kam.
Vor dem Termin hatten sie sich alle darauf geeinigt, dass Emilia das Interview führen würde, während Sarah und Jenny die Notizen machten.
Angesichts des vorwurfsvollen Blicks von Jenny versuchte Emilia schnell, ihre aufgewühlten Emotionen zu unterdrücken, während sie eine professionelle Miene aufsetzte. „Herr Norten, sind Sie ein Einheimischer in Frankfurt?“
„Ich schätze, man könnte sagen, dass ich zur Hälfte ein Einheimischer bin.“ Im krassen Gegensatz zu Emilias Panik von eben war Finn die Ruhe selbst. „Ich wurde hier geboren, aber ich bin schon bald in die Schweiz gegangen, als ich noch sehr jung war.“
Bei seinen Worten hatte Emilia plötzlich das Gefühl, dass sie vor Lachen hätte platzen können. Der Mann, der ihr gegenübersaß, sollte ihr Ehemann sein und doch wusste sie absolut nichts über ihn.
Aber da sie jetzt bei der Arbeit war, schob sie ihre Gedanken beiseite. Sie setzte das Gespräch fort und ging die Liste der Fragen durch, die sie davor vorbereitet hatten.
Das weitere Gespräch verlief reibungslos. Finn war recht kooperativ, wenn auch ein wenig distanziert. Dennoch war er keineswegs ein unvernünftiger oder unfreundlicher Mann, wie einen die Gerüchte glauben machen wollten.
Emilia vergaß vorübergehend, dass sie tatsächlich ihren eigenen Ehemann interviewte und kam in den Fluss der Dinge. Doch als ihr Blick auf die nächste Frage fiel, blieben ihr die Worte im Hals stecken. Eine peinliche Stille senkte sich über das Büro.
„Emilia, was ist denn?“ Sarah stupste sie an.
Sie lächelte entschuldigend. „Entschuldigen Sie, Herr Norten. Diese nächste Frage ist ziemlich persönlich, und ich bin sicher, dass viele unserer weiblichen Leser an Ihrer Antwort interessiert sein werden.“ Sie verdrängte das seltsame Gefühl, das in ihrer Brust brannte, und zwang sich, zu fragen: „Sind Sie ledig, Herr Norten?“
Emilia hätte sich am liebsten die Zunge abgebissen wegen der dummen Frage, die sie zu stellen gezwungen war.
Hach, wenn Sarah und Jenny jetzt nicht hier wären. Dann müsste ich diese Frage nicht stellen, deren Antwort ich bereits kenne!
Nervös hob sie den Kopf, um Finn anzusehen.
Sie hätte schwören können, dass sie einen leichten Anflug von Belustigung in seinen emotionslosen Augen aufblitzen sah. Jedoch war es genauso schnell verschwunden, wie es gekommen war, sie fragte sich, ob sie es sich nur eingebildet hatte.
Er öffnete den Mund und murmelte: „Nun... was denken Sie, meine Liebe?“